„Den ganzen Mund voll Salzwasser“

Jens, Gina, Aline, Svenja und Fanny erklären das Meer

mare: Würdet Ihr gerne am Meer wohnen?

Alle: Jaaaaa.

mare: Warum?

Jens: Da müsste man nicht zur Schule.
Svenja: Man könnte da auch immer Boot fahren ...
Gina: ... und baden.
Svenja: Dann müsste man nie mehr was essen ..., nee, ich meine, man müsste nie was zu essen kaufen. Man könnte immer angeln, und jeden Tag gibt’s Fisch.

mare: Esst Ihr denn so gerne Fisch?

Alle: Nö, igitt.
Aline: Ich mag aber Fischstäbchen.
Gina, Jens, Svenja, Fanny: Ich auch!
Jens: Ich mag Fisch, aber wenn man jeden Tag Fisch isst, wird man krank.

mare: Mögt Ihr vielleicht Krabben oder Tintenfische?

Alle: Pfui Teufel, bä.

mare: Wenn Ihr am Meer wohnen würdet, hättet Ihr da keine Angst? Vor Meerungeheuern?

Jens: Es gibt keine Meerungeheuer.
Svenja: Mama und Papa haben das echt erlebt. Ich war da aber noch nicht auf der Welt. Mama saß mal am Ufer. Mit Beinen im Wasser. Wisst Ihr, was dann passiert ist? Da kam ein Tintenfisch und hat sich um ihren Fuß gehangelt.
Fanny: Und dann?
Svenja: Dann hat Mama den Fuß hoch gemacht und der ist hinter einem Stein verschwunden. Dann haben die den Stein aufgeklappt und der Tintenfisch ist schnell weg. Das haben die erlebt.

mare: Ist denn ein Tintenfisch ein Meerungeheuer?

Alle: Nein, natürlich nicht.

mare: Was gibt es denn für Meerungeheuer?

Gina: Quallen.
Fanny: In dem Kino mit Arielle, da mussten wir dreimal raus wegen dem Meerungeheuer. Immer wenn die Meerhexe kam, wollte ich nicht mehr. Aber draußen, wo die die Karten verkaufen, da war noch ein kleiner Fernseher, auf dem konnte man auch alles sehen, kleiner, und in grau.

mare: Wollt Ihr mal im Meer tauchen?

Jens: Ja, ich will mal auf so ein Boot, wo man Schätze sucht.

mare: Was für Schätze findet man denn unten im Meer?

Gina: U-Boote kann man da finden.
Svenja: Eine Schatztruhe.
Fanny: Gold.
Svenja: Geldstücke.
Aline: Ein verrostetes Boot ...
Fanny: ... wo wertvolle Sachen drin sind. Alte Teller, mit Gold ...
Jens: Alte Kanonen, alte Segel.

mare: Habt Ihr darüber Bücher gelesen?

Svenja: Nö, das wissen wir halt.
Gina: Im Janosch-Heft waren da unten ganz viele alte Schuhe, und ’ne Mülltonne.
Jens: Ich weiß das aus dem Piratenbuch.
Aline: Das ham die ganz oft im Fernsehen erzählt.

mare: Und was macht Ihr dann mit den Schätzen?

Aline: Verstecken, mit nach Hause nehmen, und wenn dann ein Pirat kommt, schnell wieder ins Wasser schmeißen.
Jens: Ich würde das ins Museum bringen.

mare: Manche Eltern fahren mit ihren Kindern auf einem kleinen Segelboot um die Welt, ganz lange. Wie fändet Ihr das?

Alle: Ganz blöd, langweilig.
Aline: Da muss man immer Fische essen, und die ganze Zeit ’ne Schwimmweste tragen.
Svenja: Die ganze Zeit sitzen und sitzen.
Gina: Und angeln und angeln.

mare: Aber man sieht doch auch ganz viele andere Länder.

Svenja: Ja, man kann an Land rudern und fragen, ob man da schlafen darf und am nächsten Morgen weiterfahren. Aber statt mit ’nem Boot könnte man doch auch mit einem Flugzeug um die Welt fliegen.
Aline: Da muss man auch nur sitzen, sitzen, sitzen.
Gina: Und das saust auch immer ’n bisschen in den Ohren.

mare: Wer um die Welt fährt, könnte auch nicht in die Schule gehen.

Aline: Oh Gott, dann müssen wir alles wiederholen.
Fanny: Dann müssen die Eltern den Kindern alles beibringen.

mare: Könnten die das denn?

Fanny: Nein, ohne Schule mag ich nicht.

mare: Was anderes: Wenn man am Meer steht, kann man ganz weit schauen. Aber irgendwo ist es zu Ende. Warum eigentlich?

Fanny: Das ist der Horizont.

mare: Aber warum kann man da nicht mehr weiterschauen?

Gina: Weil das ’ne Kugel ist. Die geht so, und irgendwann geht’s dann runter.
Jens: Man fällt aber nicht runter, weil die Anziehungskraft da ist. Die ist in der Mitte der Erde.

mare: Und was ist hinter dem Horizont?

Fanny: Vielleicht noch Meer.

mare: Und hinter dem Meer?

Gina: Das Ende der Welt. Von uns das Ende der Welt ist unser Zuhause.

mare: Wie findet Ihr das so am Strand? Ist Euch das nicht zu sandig, zu dreckig?

Gina: Das ist aber doch schön so.
Svenja: Wenn man aus dem Wasser kommt, hat man immer so viel Matsche an den Füßen.
Aline: In den Ohren ist das immer ganz schrecklich.
Fanny: Ich finde Salzwasser auch zu salzig.
Aline: Ich hatte mal den ganzen Mund voll Salzwasser, mir wurde richtig schlecht. Da sind doch tausend Liter Salz drin im Wasser.

mare: Warum ist das Meer eigentlich salzig?

Fanny: Da hat einer 100 Millionen Tonnen ins Meer gekippt.

mare: Wer könnte das gewesen sein?

Gina: Frau Holle.
Jens: Herr Gott.
Gina: Frau Holle und Herr Gott.

mare: Kann man Salz eigentlich auch riechen?

Alle: Nein, das geht nicht.

mare: Warum nicht?

Gina: Weil das nicht geht. Leitungswasser und Sprutzelwasser kann man ja auch nicht riechen.
Svenja: Katzen und Hunde können das, die riechen alles.
Aline: Farbe kann man auch riechen.

mare: Dann müsste man ja auch riechen, ob das Meer blau ist oder grau. Was meint Ihr, ist das Meer wirklich blau?

Gina: Nein, durchsichtig.
Fanny: Sonst wären die Wassertropfen, wenn man die abkriegt, immer richtig blau.
Jens: Das Meer hat ganz viele Farben.

mare: Welche denn?

Jens: Grau ...
Svenja: ... grün ...
Aline: ... dunkelgrün ...
Gina: ... rot (kicher) ...

mare: Also: Hat das Meer jetzt eine Farbe oder nicht?

Aline: Wenn man es färbt, oder bei Sturm.

mare: Und warum denkt man, das Meer ist blau, wenn man von weitem guckt?

Jens: Das liegt am Himmel.

mare: Tropft die Farbe vom Himmel runter?

Aline: Nein, das spiegelt sich.

mare: Würdet Ihr gerne mal U-Boot fahren?

Fanny: Vielleicht, wenn’s da keinen Sägefisch gibt. Der könnte das U-Boot aufsägen.
Jens: Nee, das geht nicht.

mare: Hättet Ihr denn nur Angst vor Sägefischen?

Gina: Und vor Hammerhaien.

mare: Was ist das denn?

Gina: Das ist ein ganz normaler Hai, nur dass der eine Säge hat wie ein Sägefisch. Und die ist als Hammer geformt.
Jens: Ich hab ’ne Urangst bei U-Booten, dass der Motor ausgeht.

mare: Was würde denn dann passieren?

Aline: Dann bleibt man stehen.

mare: Warum gibt es eigentlich U-Boote?

Aline: Die sind gut, wenn man sich nicht traut, einfach so zu tauchen.

mare: Wie kann das eigentlich funktionieren, runtertauchen und wieder hoch?

Gina: Das U-Boot ist schwerer, darum geht es unter.

mare: Und wie kommt es wieder hoch?

Jens: Die haben Luftblasen, und wenn die aufgeblasen sind, geht es wieder hoch.

mare: Mal angenommen, Ihr zieht auf eine kleine, einsame Insel. Was würdet Ihr mitnehmen?

Gina: Lampen.
Fanny: Jede Menge Steine.

mare: Warum Steine?

Fanny: Um ein Haus zu bauen.
Svenja: Einen Badeanzug.
Aline: Eine Angel, ein Boot.
Gina: Ich würde eine Uhr mitnehmen. Damit man weiß, wie spät es ist.
Svenja: Wenn man die Uhr von zu Hause mitgenommen hat, weiß man immer, wann es hier Mittagessen gibt.
Jens: Wie weiß man überhaupt, wo man mit dem Schiff hin möchte? Mit dem U-Boot sieht man die Insel doch gar nicht.

mare: Wenn man die Insel nicht findet, fährt man vielleicht unter der Insel durch.

Gina: Nein, da stößt man doch dagegen, die Insel geht bis auf den Meeresboden.

mare: Wisst Ihr eigentlich, wie Inseln entstanden sind?

Gina: Ja, durch den Urknall.
Fanny: Durch Vulkane.
Gina: Auf La Palma ist ganz schwarzer und heißer Sand, der kommt aus dem Vulkan.

mare: Genau. Und der ist mal trocken und mal überspült. Wie kommt das?

Jens: Da ist manchmal Flut und manchmal Ebbe.
Gina: Manchmal geht die Flut auch bis zum Himmel.

mare: Was findet Ihr eigentlich besser: Schwimmbad oder Meer?

Svenja: Schwimmbad.
Jens: Das Meer.

mare: Und was mögt Ihr lieber: Schwimmreifen oder Schwimmflügel?

Aline und Svenja: Schwimmreifen.
Gina: Beides, beides.

mare: Könnt Ihr die denn schon selbst aufpusten?

Fanny: Ja, aber nicht zumachen.
Gina: Ja, aber nur eine Seite.
Svenja: Ich kann nur eine Seite aufpusten, die aber dann auch zumachen.

mare: Svenja und Aline, Ihr könnt ja schwimmen, wie habt Ihr das geschafft?

Aline: Das weiß ich nicht mehr.
Svenja: Ich hab einfach das Seepferdchen gemacht.

mare: Und Du, Jens, als Meeres-Experte: Kannst Du auch schwimmen?

Jens: Nee, aber ich weiß genau, wie man schwimmen lernen kann. Man probiert’s mehrmals aus, und dann kann man’s.

mare No. 26

No. 26Juni / Juli 2001

Von Ulli Kulke und Stefan Pielow

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist stellvertretender Chefredakteur von mare. Zuletzt schrieb er über die Affen von Gibraltar (in Heft 25).

Stefan Pielow, Jahrgang 1959, ist freier Fotograf und lebt in Hamburg. Für mare hat er zuletzt die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft fotografiert (Heft 22).

Aline (7), Fanny (7), Gina (5), Svenja (5) und Jens (6) leben in Berlin

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Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist stellvertretender Chefredakteur von mare. Zuletzt schrieb er über die Affen von Gibraltar (in Heft 25).

Stefan Pielow, Jahrgang 1959, ist freier Fotograf und lebt in Hamburg. Für mare hat er zuletzt die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft fotografiert (Heft 22).

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Person Von Ulli Kulke und Stefan Pielow
Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist stellvertretender Chefredakteur von mare. Zuletzt schrieb er über die Affen von Gibraltar (in Heft 25).

Stefan Pielow, Jahrgang 1959, ist freier Fotograf und lebt in Hamburg. Für mare hat er zuletzt die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft fotografiert (Heft 22).

Aline (7), Fanny (7), Gina (5), Svenja (5) und Jens (6) leben in Berlin
Person Von Ulli Kulke und Stefan Pielow