Das Lied von der Brücke, die keine mehr sein konnte

Zwei Freunde seit New Yorker Kindertagen wachsen heran zu Musikern. Ihre Hymne an die Freundschaft macht sie in aller Welt berühmt. „Bridge Over Troubled Water“ heißt die Ballade, über die die Blutsbrüder Simon und Garfunkel sich auf ewig zerstreiten

Jeden Abend jubelten die Menschen und stampften mit den Füßen, wenn er das Lied gesungen hatte, und ich dachte: ‚Verdammt, das ist mein Song.‘“ Das war’s dann wohl. Paul Frederic Simon hatte im Sommer 1969 ein Stück geschrieben, das, gesungen von seinem Partner Arthur Ira Garfunkel, im folgenden Jahr Englands und Amerikas Hitlisten gleichzeitig anführen sollte, das war vorher noch keinem gelungen. Aretha Franklin hat es interpretiert, Elvis Presley, die Supremes und die Jackson 5, Roy Orbison, Johnny Cash und das Royal Philharmonic Orchestra: „Bridge Over Troubled Water“, Ballade der Balladen, so oft gespielt, dass die Melodie über die Jahrzehnte in die Nähe des Unerträglichen rückte. Wohl auch, weil sie Panflöten ertragen musste und Mundharmonikas, Orgelpathos und Chorgesänge im gregorianischen Stil. Gibt man bei Musikportalen den Titel ein, liegt die Trefferzahl der Versionen etwa bei 500. Im Jahr seiner Entstehung aber hielt Paul Simon, Komponist, Texter und Gitarre spielende Hälfte von Simon & Garfunkel, „Bridge Over Troubled Water“ für das Beste, was er je geschrieben hatte. Die Hymne der selbstlosen Brüderlichkeit war außerdem Sollbruchstelle einer der musikalisch erfolgreichsten Kinderfreundschaften des letzten Jahrhunderts.

Paul Simon und Art Garfunkel, beide geboren im Herbst des Jahres 1941, aufgewachsen in jüdischen Mittelstandsfamilien im New Yorker Stadtteil Queens. Drei Straßenzüge voneinander entfernt standen die Reihenhäuser ihrer Kindheit und sahen nahezu identisch aus. In der dritten Klasse sang der blonde Art mit engelsgleicher Stimme den Nat-King-Cole-Hit „They Tried To Tell Us We’re Too Young“, da fiel er Simon zum ersten Mal auf. Mit zwölf Jahren nahmen sie beide an einer Schulaufführung von „Alice in Wonderland“ teil, Garfunkel war die Grinsekatze und Simon das weiße Kaninchen. Bald darauf begannen sie gemeinsam Coverversionen ihrer Lieblingslieder aufzunehmen und an der perfekten Harmonie ihrer Stimmen zu arbeiten. Sie nannten sich „Tom and Jerry“ und belagerten als 15-Jährige mit ihren Bändern die Plattenfirmen New Yorks. 


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mare No. 85

No. 85April / Mai 2011

Von Martina Wimmer

mare-Redakteurin Martina Wimmer hat an die 50 Versionen des Brückenschlagers gehört. Sie empfiehlt die Variante des Italieners Franco Battiato – vor allem wegen des lustigen Akzents.

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