CAREN MIOSGA
Journalistin und „Tagesthemen“-Moderatorin
Dass heutzutage gerade geschlüpfte Säuglinge schon zum Babyschwimmkurs, übrigens vor allem von Vätern, gezerrt werden, halte ich für leicht überambitioniert. Andererseits hätte mein Leben als Wasserhasser vermutlich einen anderen Verlauf genommen, wäre ich frühzeitig behutsam an das Nasse herangeführt worden.
Es begann mit dem Bademeister Karl-Heinz Scholz. Anstatt uns beim Schwimmunterricht ganz langsam immer tiefer ins Wasser zu lassen, warf er uns erst einmal ins selbige – und zwar ins nicht nur im Wortsinne kalte Wasser. Ein lebenslanger Schock, der noch verstärkt wurde dadurch, dass nur kurze Zeit später Eduard Zimmermann in „Aktenzeichen XY … ungelöst“ Hände, Füße und Oberschenkel verschiedener Wasserleichen präsentierte und die Zuschauer aufforderte, der Polizei doch zu helfen, die Namen der zerstückelten Wesen herauszufinden.
Karl-Heinz Scholz und Eduard Zimmermann gebe ich bis heute die Schuld daran, dass ich mir, als wir als pubertierende Neuntklässler nachts durch den Zaun ins Gadenstedter Freibad gestiegen sind, vor Angst fast in die Hosen gemacht hätte. Und zwar nicht wegen des Zaunes.
Hinzu kam, dass bei mir schon mit elf eine Kurzsichtigkeit einsetzte, die mich daran hinderte, ordentlich schwimmen zu lernen, also mit dem Kopf auch unter Wasser. Da ich fortan nur mit Brille oder Kontaktlinsen ins Wasser ging, bewegte ich mich dort eher wie beim Seniorenschwimmen mit Badekappe – völlig verkrampft, den Kopf die ganze Zeit aus dem Wasser streckend.
Das waren keine guten Voraussetzungen, um bei späteren Ostsee- und Nordseebesuchen schon vor Ankunft am Strand besonders hibbelig zu sein und sich darauf zu freuen, gleich in die Wellen zu rennen. Meine Spuren im Sand reichten mir. Die angeblich etwas ruhigere Ostsee konnte mich auch nicht trösten. Und so wurde ich ein Freund der Nordseewellen. Weil ich diese aber am liebsten in angenehmer Entfernung betrachtete, lernte ich auch nie die blonden Surfer von Sylt kennen, sondern bewegte mich eher im Windschatten der im Windjackenpartnerlook urlaubenden Oberstudienratspärchen beim Spaziergang auf Amrum.
Bis auf die Begegnung mit einem Hai traf selbstverständlich immer und nur mich alles Ungemach am Meer: Wenn jemand von Quallen verbrannt worden war, in spitze Muscheln getreten, den Seeigelstachel im Fuß und sich die Beine auf Steinen aufgerissen hatte, dann immer ich.
Das ohnehin schon große Misstrauen dem Meer gegenüber wurde noch genährt, als ich mal mit meinem Mann und meiner großen Tochter eine Ruderbootstour durch die Buchten einer kleinen griechischen Insel machte. Es war später Nachmittag, die Sonne glühte gleißend-gülden am Horizont, wir fuhren einsam durch die Idylle, als mein Mann plötzlich wie von einer Tarantel gestochen schrie, aufsprang und mit einem derart großen Wumms über Bord ging, dass das Boot wild zu schaukeln begann und wir schließlich kenterten. Der Grund war zwar nur eine kleine Schwester der Tarantel, aber die Spinnenphobie meines Mannes ist offenbar noch heftiger ausgeprägt als meine Angsthasigkeit vor dem Wasser.
Damit wir uns nicht missverstehen: Auch ich habe nichts dagegen, bei Sonnenuntergang wie Gina Lollobrigida im Cabrio an der Amalfiküste einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Meer zu werfen, aber eben immer bitte in angemessener Entfernung. Dass ich zum 100. von mare diesen schmerzvollen Weg in die Abgründe meiner Seele wage und das dort Entdeckte zu Papier bringe, liegt nur daran, dass ich schon lange darauf warte, den Blattmachern ein Kompliment zu machen, ohne mich einschleimen oder aufdrängen zu müssen, und dass bei dieser Jubiläumssammlung mein Lieblingsfotograf mitmacht.
Der heißt Martin Parr und macht bekanntlich Bilder, die das hässliche Gesicht der hochsommerlichen Strände am Mittelmeer offenbaren. Urlaub in den Bergen ist ja auch ganz schön.
SAMUEL FINZI
Schauspieler
Im Juni muss ich ans Meer. Da ist so ein Gefühl in mir. Ich könnte mir vorstellen, dass es dem Instinkt von Zugvögeln ähnlich ist. Es ergreift mich eine Unruhe, ich will Taschen und Koffer packen, meine Frau an der Hand nehmen, die Kinder mit Schwimmflügeln und Sandwiches ausstatten und ans Meer fahren.
Wenn ich dann da bin, begebe ich mich sofort ins Wasser. Der Strand ist nicht so mein Ding. Ich hocke eher auf einem Boot im Hafen und auf dem offenen Meer. Manchmal kaufen wir eine Wassermelone und lassen es uns gut gehen. Mit den Kernen kommt da eine Neugier in uns. Erst spucken mein Sohn und ich sie ins Wasser und schauen den kleinen schnellen Fischen zu, wie sie um ein Stück Melone zu einem kleinen Schwarm wachsen. Dann werden wir vom Ehrgeiz gepackt, und wir wollen herausfinden, wie wir welchen Besucher ans Boot locken können. Fische und Krebse mögen Obst und Schinken. So teilen wir oft unsere Abendbrote mit diesen fremden Gästen. ...
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Caren Miosga (Jahrgang 1969) bringt seit 2007 ein wenig Ordnung in die Welt – als Moderatorin der ARD-„Tagesthemen“. Für ihre präzise Sprache und ihre unaufdringliche Art, die Ereignisse des Tages zu präsentieren, wird sie vom Fernsehpublikum geschätzt. Gelernt hat sie ihr Handwerk als Moderatorin von Sendungen wie „Zapp“ oder „Titel, Thesen, Temperamente“.
Samuel Finzi (Jahrgang 1966) kommt ursprünglich aus Bulgarien und lebt seit 1989 in Deutschland. Hier steht der Schauspieler regelmäßig auf der Bühne. Er spielte schon am Thalia Theater in Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am bekanntesten ist Finzi aber für seine Rolle als genialer Polizeipsychologe in der TV-Serie „Flemming“.
Giovanni di Lorenzo (Jahrgang 1959) ist Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“. Seine journalistische Laufbahn begann der Sohn eines Italieners und einer Deutschen bei der Tageszeitung „Neue Presse“. In den 1990er Jahren leitete er die „Seite Drei“ der „Süddeutschen Zeitung“. 1999 wechselte di Lorenzo als Chefredakteur zur Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, deren Mitherausgeber er noch heute ist.
Nicolette Krebitz (Jahrgang 1972), geboren in Berlin, erntete gleich mit ihren ersten Filmrollen 1994 und 1995 Auszeichnungen wie den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Seit einigen Jahren steht sie als Regisseurin auch hinter der Kamera und wurde von der Kritik für „Jeans“ und „Das Herz ist ein dunkler Wald“ gefeiert.
Fisher Stevens (Jahrgang 1963) stand in mehr als 20 Broadway-Produktionen auf der Theaterbühne und spielte in Filmen mit Matt Dillon und Adrien Brody. Seinen bislang ersten und einzigen Oscar gewann er allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Produzent des Dokumentarfilms „The Cove“, der sich kritisch mit der Delfinjagd in Japan befasst.
Arved Fuchs (Jahrgang 1953) besegelt seit 35 Jahren die k ltesten Gebiete der Erde. Der Polarforscher, der bei der Handelsmarine lernte, wurde anfangs vorwiegend als Abenteurer wahrgenommen; heute gilt er als führender Expeditionsleiter und Botschafter der Klimaproblematik. Wenn er nicht unterwegs ist, bereitet Fuchs in seinem Geburtsort Bad Bramstedt seine Reisen akribisch vor. Fuchs schrieb bisher 17 Bücher über seine gewagten Unternehmungen.
Hélène Grimaud (Jahrgang 1969) wurde in Aixen- Provence geboren und im Alter von 13 Jahren am Pariser Conservatoire angenommen. Mit 18 gab sie ihr Debüt als Pianistin unter der Leitung von Daniel Barenboim. Seither arbeitet sie weltweit mit Spitzenorchestern und mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Pierre Boulez und Kurt Masur. Sie gilt unter den gegenwärtigen Pianistinnen als „Philosophin am Klavier“.
| Vita | Caren Miosga (Jahrgang 1969) bringt seit 2007 ein wenig Ordnung in die Welt – als Moderatorin der ARD-„Tagesthemen“. Für ihre präzise Sprache und ihre unaufdringliche Art, die Ereignisse des Tages zu präsentieren, wird sie vom Fernsehpublikum geschätzt. Gelernt hat sie ihr Handwerk als Moderatorin von Sendungen wie „Zapp“ oder „Titel, Thesen, Temperamente“. Samuel Finzi (Jahrgang 1966) kommt ursprünglich aus Bulgarien und lebt seit 1989 in Deutschland. Hier steht der Schauspieler regelmäßig auf der Bühne. Er spielte schon am Thalia Theater in Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am bekanntesten ist Finzi aber für seine Rolle als genialer Polizeipsychologe in der TV-Serie „Flemming“. Giovanni di Lorenzo (Jahrgang 1959) ist Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“. Seine journalistische Laufbahn begann der Sohn eines Italieners und einer Deutschen bei der Tageszeitung „Neue Presse“. In den 1990er Jahren leitete er die „Seite Drei“ der „Süddeutschen Zeitung“. 1999 wechselte di Lorenzo als Chefredakteur zur Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, deren Mitherausgeber er noch heute ist. Nicolette Krebitz (Jahrgang 1972), geboren in Berlin, erntete gleich mit ihren ersten Filmrollen 1994 und 1995 Auszeichnungen wie den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Seit einigen Jahren steht sie als Regisseurin auch hinter der Kamera und wurde von der Kritik für „Jeans“ und „Das Herz ist ein dunkler Wald“ gefeiert. Fisher Stevens (Jahrgang 1963) stand in mehr als 20 Broadway-Produktionen auf der Theaterbühne und spielte in Filmen mit Matt Dillon und Adrien Brody. Seinen bislang ersten und einzigen Oscar gewann er allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Produzent des Dokumentarfilms „The Cove“, der sich kritisch mit der Delfinjagd in Japan befasst. Arved Fuchs (Jahrgang 1953) besegelt seit 35 Jahren die k ltesten Gebiete der Erde. Der Polarforscher, der bei der Handelsmarine lernte, wurde anfangs vorwiegend als Abenteurer wahrgenommen; heute gilt er als führender Expeditionsleiter und Botschafter der Klimaproblematik. Wenn er nicht unterwegs ist, bereitet Fuchs in seinem Geburtsort Bad Bramstedt seine Reisen akribisch vor. Fuchs schrieb bisher 17 Bücher über seine gewagten Unternehmungen. Hélène Grimaud (Jahrgang 1969) wurde in Aixen- Provence geboren und im Alter von 13 Jahren am Pariser Conservatoire angenommen. Mit 18 gab sie ihr Debüt als Pianistin unter der Leitung von Daniel Barenboim. Seither arbeitet sie weltweit mit Spitzenorchestern und mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Pierre Boulez und Kurt Masur. Sie gilt unter den gegenwärtigen Pianistinnen als „Philosophin am Klavier“. |
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| Person | Die Texte der Autorinnen und Autoren sind aus dem Jahr 2013. |
| Vita | Caren Miosga (Jahrgang 1969) bringt seit 2007 ein wenig Ordnung in die Welt – als Moderatorin der ARD-„Tagesthemen“. Für ihre präzise Sprache und ihre unaufdringliche Art, die Ereignisse des Tages zu präsentieren, wird sie vom Fernsehpublikum geschätzt. Gelernt hat sie ihr Handwerk als Moderatorin von Sendungen wie „Zapp“ oder „Titel, Thesen, Temperamente“. Samuel Finzi (Jahrgang 1966) kommt ursprünglich aus Bulgarien und lebt seit 1989 in Deutschland. Hier steht der Schauspieler regelmäßig auf der Bühne. Er spielte schon am Thalia Theater in Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am bekanntesten ist Finzi aber für seine Rolle als genialer Polizeipsychologe in der TV-Serie „Flemming“. Giovanni di Lorenzo (Jahrgang 1959) ist Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“. Seine journalistische Laufbahn begann der Sohn eines Italieners und einer Deutschen bei der Tageszeitung „Neue Presse“. In den 1990er Jahren leitete er die „Seite Drei“ der „Süddeutschen Zeitung“. 1999 wechselte di Lorenzo als Chefredakteur zur Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, deren Mitherausgeber er noch heute ist. Nicolette Krebitz (Jahrgang 1972), geboren in Berlin, erntete gleich mit ihren ersten Filmrollen 1994 und 1995 Auszeichnungen wie den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Seit einigen Jahren steht sie als Regisseurin auch hinter der Kamera und wurde von der Kritik für „Jeans“ und „Das Herz ist ein dunkler Wald“ gefeiert. Fisher Stevens (Jahrgang 1963) stand in mehr als 20 Broadway-Produktionen auf der Theaterbühne und spielte in Filmen mit Matt Dillon und Adrien Brody. Seinen bislang ersten und einzigen Oscar gewann er allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Produzent des Dokumentarfilms „The Cove“, der sich kritisch mit der Delfinjagd in Japan befasst. Arved Fuchs (Jahrgang 1953) besegelt seit 35 Jahren die k ltesten Gebiete der Erde. Der Polarforscher, der bei der Handelsmarine lernte, wurde anfangs vorwiegend als Abenteurer wahrgenommen; heute gilt er als führender Expeditionsleiter und Botschafter der Klimaproblematik. Wenn er nicht unterwegs ist, bereitet Fuchs in seinem Geburtsort Bad Bramstedt seine Reisen akribisch vor. Fuchs schrieb bisher 17 Bücher über seine gewagten Unternehmungen. Hélène Grimaud (Jahrgang 1969) wurde in Aixen- Provence geboren und im Alter von 13 Jahren am Pariser Conservatoire angenommen. Mit 18 gab sie ihr Debüt als Pianistin unter der Leitung von Daniel Barenboim. Seither arbeitet sie weltweit mit Spitzenorchestern und mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Pierre Boulez und Kurt Masur. Sie gilt unter den gegenwärtigen Pianistinnen als „Philosophin am Klavier“. |
| Person | Die Texte der Autorinnen und Autoren sind aus dem Jahr 2013. |