„Ulrike Draesner poetisiert die Welt.“ Aus der Jurybegründung für den Ringelnatz-Preis
Von Kindheit an liebt Ulrike Draesner das Meer - doch da sie in Süddeutschland aufwächst, liegt zwischen ihr und ihrem Sehnsuchtsort eine quälende Autofahrt über die Alpen, sprich: stundenlange Reiseübelkeit. Die Erlösung bringt der Umzug nach Berlin, die Ostsee ist nur noch einen Katzensprung entfernt und über flaches Land erreichbar. Von nun an zieht es die Schriftstellerin fast jeden Sommer auf die Insel Hiddensee, die kleine, aber nicht minder charmante Schwester Rügens: Zusammen mit Kind und Hund durchstreift sie die Insellandschaft, wirft einen so genauen wie poetischen Blick auf Flora und Fauna, auf Licht, Wind und Wetter und erzählt Erhellendes aus der Inselhistorie: von Seefahrern und Geistern, der einstigen Kultstätte Swantiland, den ersten Mönchen, dem Haus der Dänin Asta Nielsen, Stummfilmstar und frühes Sexsymbol, von dem mit ihr befreundeten Joachim Ringelnatz, von Thomas Mann und Albert Einstein - und nicht zuletzt aus den Jahren vor und nach dem Mauerfall.
Vor allem aber begegnet die Schriftstellerin auf der Insel sich selbst und damit vielen Fragen: Was macht dieser besondere, gleichsam entrückte Ort mit ihr, mit ihrem Zeitempfinden, ihrem Verhältnis zur Sprache und zur Natur, aber auch zu den Menschen in ihrem Leben? Was wurde aus der Jahre währenden Liebesbeziehung, deren Höhe- und Tiefpunkte auf ganz eigene Art mit Hiddensee verknüpft sind? Was bedeutet es, Mutter zu sein? Was ist Glück? Und lässt es sich hier auf der Insel finden? So nachdenklich wie scharfsichtig, zuweilen mit hintersinnigem Witz, immer mit genauso viel Geist wie Herz schreibt Ulrike Draesner über ihr ganz persönliches Hiddensee.
„Dabei ist es keineswegs so, dass es einen nach der Lektüre nach Hiddensee zieht. Vielmehr sucht man einfach nur nach einem stillen Platz – um weiterzulesen.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Der Band gehört in die charmante »Meine Insel«-Reihe des mareverlags. (…) Ihr Buch setzt sich aus Stimmungsbildern zusammen, die in Summe die Atmosphäre auf Hiddensee charakterisieren. Damit ist mehr gesagt als mit der Beschreibung des Offensichtlichen.“
Süddeutsche Zeitung
„Einen Plot, eine Richtung hat dieses Buch nicht, es atmet ein und aus, wie das Meer. Mein Hiddensee ist kein Reiseführer, kein Abriss über Insel- oder Erdgeschichte, keine Autobiografie. Eher ein langes Gedicht, eine Feier der Bewegungen und der Worte, keines von ihnen überflüssig oder an der falschen Stelle.“
Bücher
„Und weil die Draesner die Draesner ist, tut sie all das wie gewohnt in poetischem, nachdenklichem und klugem Stil, streckenweise liest sich das fast wie ein Gedicht.“
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
„Achtung, dies ist kein Reiseführer, sondern eines der schönsten Bücher der deutschen Literatur! (...) An den intensivsten Stellen dieses Buches - und davon gibt es viele - stellt sich das Gefühl ein, "für den Bruchteil einer Sekunde das verborgene atomare Fließen der Welt zu berühren". So wird das ganze Buch zur Epiphanie, zur Erscheinung und Offenbarwerdung, zusammengesetzt aus unzähligen kleinen und größeren Epiphanien, denen die "Bildermacherin" Ulrike Draesner in Form der immer wieder eingestreuten "100-Wörter-Bilder" besondere Dichte verleiht. (...) "Mein Hiddensee": ein Weltbuch in nuce, eine poetische Liebeserklärung an die Fähigkeit des Menschen, in Körper und Geist "seine Welt" zu erfassen - für mich eines der schönsten Bücher der deutschen Literatur, weil es für alles beschriebene Leben die richtige Sprache findet."
Passauer Neue Presse
„Ulrike Draesner hat ein unglaublich persönliches Buch geschrieben, indem sie die Naturerfahrung auf dieser wahrscheinlich schönsten deutschen Insel zum Auslöser für Emotionen und philosophische Überlegungen macht.“
Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in München und Oxford und promovierte 1992 mit einer Arbeit über Wolframs „Parzival“. Heute ist sie eine der profiliertesten deutschsprachigen Autorinnen und lebt in Berlin. Ihr Werk umfasst Prosa, Lyrik, Essayistik und Hörspiel. Für ihre Romane und Gedichte wurde Ulrike Draesner mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik (2014), dem Roswitha- Preis (2013), dem Solothurner Literaturpreis (2010) und dem Drostepreis (2006). Ulrike Draesner interessiert sich für Naturwissenschaften ebenso wie für kulturelle Debatten. Zuletzt erschien ihr Roman Sieben Sprünge vom Rand der Welt (2014), der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.