Bei Anruf Hai

Wenn der Zoo Rochen bestellt, geht Peter Faltermeier fischen. Ein Tierfänger berichtet über Modefische und schwarze Schafe

mare: Schon als Kind waren Sie Fischhändler. Wie hat das damals angefangen, mit den Haifischen in Ihrem Keller?

Peter Faltermeier: Ich war 14 und kannte mich schon ganz gut aus mit Fischeiern. In Italien am Strand sah ich dann Eier von Haien. Bei Sturm werden die oft ans Ufer gespült. Manchmal liegen sie traubenweise vertrocknet und tot am Strand, aber ich fand sie noch im Wasser.

Und wie haben Sie die Eier transportiert?

In einer Cola-Flasche, es waren ja nur welche von Katzenhaien.

Dann haben Sie sie ausgebrütet …

Die Eier brauchten nur Salzwasser, und ich musste für frische Luft sorgen. In der Zwischenzeit habe ich mir ein Aquarium aufgebaut.

Wie macht man denn Meerwasser für Aquarien? Einfach Salz aus dem Streuer nehmen?

Nein, reines Kochsalz wäre giftig. So einfach ist es nicht. Damals gab es in unserer Stadt noch keinen Händler, der Meerwasser anbot. Ich musste mir also aus dem Buch alle 69 Ingredienzen zusammensuchen und sie in der Apotheke kaufen. Das Problem war: Die chemischen Verbindungen brauchen teilweise Wochen, bis sie richtig reagieren. Als es beim ersten Mal nicht funktioniert hatte, rief ich im Münchener Zoo an. Der Professor, den ich dort sprach, hatte mich nicht für voll genommen, mir aber alles brav erklärt. Und siehe da: Beim zweiten Mal klappte es.

Und dann hatten Sie Haifische im Haus.

Genau, und die haben sich bei mir auch noch vermehrt. Im Keller unseres Regensburger Hauses war jeder Winkel mit Aquarien belegt. Mein Vater hat damals zum Glück in München gearbeitet, sodass er nach und nach einige Haie beim dortigen Zoo abgeben konnte. Im Zoo klappte es mit der Fortpflanzung komischerweise nicht, bei mir schon.

So wurden Sie also erfolgreicher Fischhändler. Was sind denn gerade die Verkaufsschlager in der Branche?

Die Zoos wollen große Fische – Rochen zum Beispiel, Makrelen, Tunfische, Haie weniger.

Der Zoodirektor ruft an und sagt, er brauche einen Rochen in dieser oder jener Farbe, Sie fahren los und fangen einen.

So ist es. Früher, als die Zoos noch Geld hatten, war es natürlich noch besser. Da kamen ganz genaue Wünsche, und ich konnte schon einmal vier Wochen an einem Ort tauchen und einen suchen.

Und heute warten Sie so lange, bis Ihnen ein Fischer sagt: Ich habe genau deinen Fisch gesehen, komm sofort her.

Nicht immer. Oft schaue ich bei den Fischern in die Netze, bevor sie sie hochziehen, und finde dort meine Kandidaten. Leider lassen die sich heute ziemlich gut bezahlen, aber für mich ist so etwas natürlich einfacher und schneller als langes Suchen im Riff.

So kann man Rochen fangen?

Rochen, Haie, alle möglichen Fische, die die Zoos gerade brauchen.


Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 51. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

mare No. 51

No. 51August / September 2005

Von Ulli Kulke und Mathias Bothor

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, war von 1996 bis 2001 stellvertretender Chefredakteur bei mare. Heute ist er Reporter der Tageszeitung Die Welt. Für die mare-Reportage über das Mühlsteingeld (No. 24) besuchte er die Südseeinsel Yap, wagte jedoch nicht einen Tauchgang in der Lagune – zu groß war der Respekt selbst vor kleinen Riffhaien.

Der Berliner Fotograf Mathias Bothor, geboren 1962, porträtierte in mare No. 43 Taucher der norwegischen Ölindustrie. Zootierfänger Faltermeier beeindruckte ihn mit seinem unerschütterlichen Vertrauen zu seinen Fischen. Er steckte seine Hand ins Rochenbecken und sagte: „Wenn die mich jetzt pieken, bin ich tot.“

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Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, war von 1996 bis 2001 stellvertretender Chefredakteur bei mare. Heute ist er Reporter der Tageszeitung Die Welt. Für die mare-Reportage über das Mühlsteingeld (No. 24) besuchte er die Südseeinsel Yap, wagte jedoch nicht einen Tauchgang in der Lagune – zu groß war der Respekt selbst vor kleinen Riffhaien.

Der Berliner Fotograf Mathias Bothor, geboren 1962, porträtierte in mare No. 43 Taucher der norwegischen Ölindustrie. Zootierfänger Faltermeier beeindruckte ihn mit seinem unerschütterlichen Vertrauen zu seinen Fischen. Er steckte seine Hand ins Rochenbecken und sagte: „Wenn die mich jetzt pieken, bin ich tot.“
Person Von Ulli Kulke und Mathias Bothor
Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, war von 1996 bis 2001 stellvertretender Chefredakteur bei mare. Heute ist er Reporter der Tageszeitung Die Welt. Für die mare-Reportage über das Mühlsteingeld (No. 24) besuchte er die Südseeinsel Yap, wagte jedoch nicht einen Tauchgang in der Lagune – zu groß war der Respekt selbst vor kleinen Riffhaien.

Der Berliner Fotograf Mathias Bothor, geboren 1962, porträtierte in mare No. 43 Taucher der norwegischen Ölindustrie. Zootierfänger Faltermeier beeindruckte ihn mit seinem unerschütterlichen Vertrauen zu seinen Fischen. Er steckte seine Hand ins Rochenbecken und sagte: „Wenn die mich jetzt pieken, bin ich tot.“
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