Auf Sand gepflanzt

Der Schweizer Landschaftsarchitekt Pascal Schnüriger über die üppigen Gärten auf künstlichen Sandeilanden von Dubai

Was hat Sie nach Dubai geführt?

Pascal Schnüriger: Ehrlich gesagt bin ich nicht für den mitteleuropäischen Winter geschaffen. Lieber 40 Grad im Schatten und Sandsturm als Nebel, Nässe und Schnee. Deshalb wirkte die Herausforderung, im ariden Klima Dubais Gärten und Parks zu planen und zu realisieren, auf mich unwiderstehlich. Und ich war fasziniert von der kreativen Freiheit, der technischen Komplexität und den gewaltigen Dimensionen dieser ambitiösen Bauprogramme. So habe ich mich bei „Orient Irrigation Services“ beworben.

„Orient Irrigation Services“?

Die Firma „Orient Irrigation Services“ wurde 1977 gegründet und ist eine der erfahrensten Firmen der grünen Branche in den Emiraten. Mit etwa 800 Angestellten bietet sie den gesamten Service von der Planung über den Bau bis zur Pflege von Außenanlagen an: Gärten, Hotelanlagen, öffentliche Parks, Golf- und Sportanlagen. Das Wasser ist der limitierende Faktor bei der Begrünung der Wüste. Also plant und baut OIS auch Entsalzungs- und Kläranlagen und selbstverständlich automatische Bewässerungsanlagen.

Woher stammt diese Obsession, im Meer Gärten anzulegen und Häuser zu bauen?

Meiner Meinung nach ging es hauptsächlich darum, etwas Außerordentliches zu schaffen, ein Zeichen zu setzen, um Dubai in die Köpfe der Menschen aus aller Welt zu bringen, der Stadt einen festen Platz auf der Landkarte der Metropolen zu sichern, irgendwo zwischen London, Kairo, Bombay, Singapur, Hongkong und Las Vegas. Was könnte dafür geeigneter sein als eine absurd große und in Palmenform gestaltete Insel? Das Verkaufsargument „Wohnen am Wasser“ erscheint mir dabei eher ein Nebenaspekt.

Diese Inselgruppen sind in der Lagune aufgeschüttet worden. Es gibt keine Wasserversorgung und keine Abwasserleitungen. Wie funktionieren die Inseln technisch?

Jede Insel oder Inselgruppe muss unabhängig sein. Sie muss über ein eigenes kleines Kraftwerk verfügen, um die Anlage mit Strom zu versorgen und die Entsalzungs- und Kläranlagen zu betreiben. Das gereinigte Abwasser wird zur Bewässerung der Außenanlagen genutzt.

Es gab große Probleme mit stagnierendem Meerwasser zwischen den Inseln. Bei „The Palm Jumeirah“ mussten quer durch die Wedel Verbindungskanäle gelegt, bei „The World“ der äußere Schutzwall nachträglich durchbrochen werden. Warum konnten solche erwartbaren Probleme nicht vorher erkannt werden?

Die Projekte sind hochkomplex, und das Umfeld ist hochempfindlich. Deshalb ha- ben im Vorfeld namhafte internationale Ingenieurbüros Expertisen und Rechenmodelle erstellt. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass wegen des ambitiösen Bauprogramms und des enormen Zeitdrucks entschieden wurde, „kleinere Projektoptimierungen“ während des Baues vorzunehmen, um die Termine einhalten zu können. Diese Anpassungen sind im Vergleich zum verbauten Gesamtvolumen marginal. Die Projekte in Dubai sollten nicht nur nach ihrer Fertigstellung Weltrekorde brechen, sondern bereits während der Planung und des Baues.

Was braucht es, damit auf diesen Sandinseln Pflanzen wachsen können?

Die Salz-, Hitze- und Trockenverträglichkeit reduziert das Spektrum der geeigneten Pflanzen enorm. So kann von einem kleinen Standardsortiment von etwa 200 Pflanzenarten und -sorten ausgegangen werden. Außer ein paar hoch spezialisierten Gehölzen, Stauden und Gräsern, die in der Wüste und den natürlichen Oasen gedeihen, muss in den Emiraten grundsätzlich jede Zierpflanze, jeder Baum und jede Palme bewässert werden. Das heißt: Ein automatisches Bewässerungssystem ist essenziell, nicht zuletzt, um den täglichen Wasserverbrauch zu kontrollieren und damit auch zu reduzieren.

Die Fragen stellte Hansjörg Gadient.


Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 97. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

mare No. 97

No. 97April / Mai 2013

Ein Interview von Hansjörg Gadient

Hansjörg Gadient ist im August 1962 in Davos zur Welt gekommen, hat an der ETH in Zürich und der Hochschule der Künste Berlin Architektur und Städtebau studiert und 1990 diplomiert. An beiden Hochschulen hat er als Lehrbeauftragter und Oberassistent Architektur unterrichtet. Nach Engagements als Stadtplaner in Berlin und als Chefredaktor in Zürich arbeitet er heute als Professor für Landschaftarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil. Sein erster Beitrag für mare erschien in der Nullnummer und dann auch in der ersten Ausgabe im April 1997: Freiheit erleuchtet die Welt. Darin war die Freiheitsstatue in New York eines der Themen des Schwerpunktes Transatlantik.

Seither hat er in unregelmäßigen Abständen Reportagen zu verschiedensten Themen in mare publiziert, unter anderem über das Lächeln eines toten Hais, über die Leichen in den Arbeiten des schottischen Künstler Steve Dilworth oder über die Liebe von Le Corbusier zu Josephine Baker.

Reisen nach New York und Hongkong waren Themen wie dem schwimmenden Hospital in Manhattan und dem bedrohten Hafen der chinesischen Metropole gewidmet. Bei Beiden war die Begegnung mit Menschen, die sich sozial und politisch ganz außergewöhnlich engagieren, für ihn eine bereichernde Erfahrung. Aber auch seichtere Wasser scheut er nicht, Themen wie die mit Rochenhaut bezogenen Luxusmöbel, die Männer, die sich mit Fischbein einschnüren ließen oder die Damen am Hofe von Marie Antoinette, die sich ganze Schiffe aufs gewellte Haupt setzten. Dieser aus sehr weiblicher Perspektive geschriebene Beitrag könne nur von einer Frau stammen, befand Zora del Buono. So erschien er unter dem Pseudonym Diana T. Gosh Green. Unter seinem richtigen Namen sind weitere Beiträge geplant oder sogar schon im Stehsatz. Aber verraten wird nichts.

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Vita Hansjörg Gadient ist im August 1962 in Davos zur Welt gekommen, hat an der ETH in Zürich und der Hochschule der Künste Berlin Architektur und Städtebau studiert und 1990 diplomiert. An beiden Hochschulen hat er als Lehrbeauftragter und Oberassistent Architektur unterrichtet. Nach Engagements als Stadtplaner in Berlin und als Chefredaktor in Zürich arbeitet er heute als Professor für Landschaftarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil. Sein erster Beitrag für mare erschien in der Nullnummer und dann auch in der ersten Ausgabe im April 1997: Freiheit erleuchtet die Welt. Darin war die Freiheitsstatue in New York eines der Themen des Schwerpunktes Transatlantik.

Seither hat er in unregelmäßigen Abständen Reportagen zu verschiedensten Themen in mare publiziert, unter anderem über das Lächeln eines toten Hais, über die Leichen in den Arbeiten des schottischen Künstler Steve Dilworth oder über die Liebe von Le Corbusier zu Josephine Baker.

Reisen nach New York und Hongkong waren Themen wie dem schwimmenden Hospital in Manhattan und dem bedrohten Hafen der chinesischen Metropole gewidmet. Bei Beiden war die Begegnung mit Menschen, die sich sozial und politisch ganz außergewöhnlich engagieren, für ihn eine bereichernde Erfahrung. Aber auch seichtere Wasser scheut er nicht, Themen wie die mit Rochenhaut bezogenen Luxusmöbel, die Männer, die sich mit Fischbein einschnüren ließen oder die Damen am Hofe von Marie Antoinette, die sich ganze Schiffe aufs gewellte Haupt setzten. Dieser aus sehr weiblicher Perspektive geschriebene Beitrag könne nur von einer Frau stammen, befand Zora del Buono. So erschien er unter dem Pseudonym Diana T. Gosh Green. Unter seinem richtigen Namen sind weitere Beiträge geplant oder sogar schon im Stehsatz. Aber verraten wird nichts.
Person Ein Interview von Hansjörg Gadient
Vita Hansjörg Gadient ist im August 1962 in Davos zur Welt gekommen, hat an der ETH in Zürich und der Hochschule der Künste Berlin Architektur und Städtebau studiert und 1990 diplomiert. An beiden Hochschulen hat er als Lehrbeauftragter und Oberassistent Architektur unterrichtet. Nach Engagements als Stadtplaner in Berlin und als Chefredaktor in Zürich arbeitet er heute als Professor für Landschaftarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil. Sein erster Beitrag für mare erschien in der Nullnummer und dann auch in der ersten Ausgabe im April 1997: Freiheit erleuchtet die Welt. Darin war die Freiheitsstatue in New York eines der Themen des Schwerpunktes Transatlantik.

Seither hat er in unregelmäßigen Abständen Reportagen zu verschiedensten Themen in mare publiziert, unter anderem über das Lächeln eines toten Hais, über die Leichen in den Arbeiten des schottischen Künstler Steve Dilworth oder über die Liebe von Le Corbusier zu Josephine Baker.

Reisen nach New York und Hongkong waren Themen wie dem schwimmenden Hospital in Manhattan und dem bedrohten Hafen der chinesischen Metropole gewidmet. Bei Beiden war die Begegnung mit Menschen, die sich sozial und politisch ganz außergewöhnlich engagieren, für ihn eine bereichernde Erfahrung. Aber auch seichtere Wasser scheut er nicht, Themen wie die mit Rochenhaut bezogenen Luxusmöbel, die Männer, die sich mit Fischbein einschnüren ließen oder die Damen am Hofe von Marie Antoinette, die sich ganze Schiffe aufs gewellte Haupt setzten. Dieser aus sehr weiblicher Perspektive geschriebene Beitrag könne nur von einer Frau stammen, befand Zora del Buono. So erschien er unter dem Pseudonym Diana T. Gosh Green. Unter seinem richtigen Namen sind weitere Beiträge geplant oder sogar schon im Stehsatz. Aber verraten wird nichts.
Person Ein Interview von Hansjörg Gadient