Auf dem Holzweg

Das Desaster um das Segelschulschiff „Gorch Fock“ geht weiter: Das Teakholz für das neue Deck stammt aus illegalen Importen

Teak ist ein wunderbares Holz für den Bootsbau. Holz zerstörende Pilze bleiben ihm auch ohne Lack oder Öl jahrzehntelang fern. Es „arbeitet“ nicht, seine Schwindsätze sind deutlich geringer als bei vielen anderen Holzarten. Es eignet sich als rutschfester Decksbelag. Vom edlen Aussehen ganz zu schweigen. Das Deck der „Gorch Fock“ bestand schon seit ihrer Indienststellung 1958 aus Teak.

Vor einer Weile war es wieder Zeit für frische Planken auf dem Deck des Segelschulschiffs. Das Teak wurde bestellt und geliefert und sollte im Rahmen des aktuellen Refits des Schiffes eingebaut werden. Alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann begann der Skandal.

Seit Monaten steckt die Sanierung in der Krise. Überforderte Bürokraten haben die Überholung der „Gorch Fock“ zum Desaster werden lassen. Die Kosten sind explodiert, von ursprünglich zehn auf 135 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vorteilsnahme und Bestechung. Und im Februar meldete die Elsflether Werft, auf der das Schiff saniert wird, Insolvenz an.

Inmitten dieses Chaos kommt heraus: Auch mit dem bereits gelieferten Teakholz scheint etwas nicht zu stimmen. Es steht die Frage im Raum, ob das teure Holz, das für die Sanierung des Decks vorgesehen ist, illegal importiert wurde.

Teak ist ein grausames Holz für den Bootsbau. Plantagenware ist ungeeignet, da das wesentlich pilzanfälligere Splintholz mit verarbeitet werden muss. Einzig verwendbar ist Teak aus Naturwäldern, üblicherweise als „Burma-Teak“ bezeichnet, es stammt heute ausschließlich aus Myanmar. Aus ökologischer Sicht ist es nicht mehr salonfähig, da Myanmar es unterließ, aufzuforsten. Auch moralisch gibt es Bedenken. Der südostasiatische Staat, in dessen Besitz sich die Wälder befinden und der den Handel konkurrenzlos durchführt, gilt als ausgesprochen korrupt. Mit den Devisen aus den Holzverkäufen finanziert das Regime international geächtete Militärmaßnahmen, dazu zählt etwa die Unterdrückung der Rohingya, einer ethnischen Minderheit im Land.

2008 verhängte die EU nach schweren Menschenrechtsverletzungen ein Handelsembargo gegen Myanmar, unter anderem auf Teakstämme. 2013 wurde es gelockert, die europäische Holzhandelsverordnung EUTR trat stattdessen in Kraft, in Deutschland umgesetzt als Holzhandelssicherungsgesetz. Die Tropenholz- importeure sind seither verpflichtet, durch Dokumente die Legalität des Einschlags nachweisen zu können.

Zweifel, ob die Importeure diesen Nachweis erbringen können, meldete im Februar 2017 die Umweltorganisation Environmental Investigation Agency (EIA) mit Sitz in London und Washington an. Sie benannte einzelne Werften, auf denen Luxusyachten mit Teak belegt wurden. Eine davon war die Rendsburger Nobiskrug-Werft. 2014 lief in Kiel die Yacht „A“, ein Auftrag des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko, vom Stapel. Der Unbedenklichkeitsnachweis für die benötigten 1278 Teakstäbe für 174 750 Euro konnte nicht beigebracht werden. Die Kieler Staatsanwaltschaft erhob Anklage.

In Deutschland ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit der Umsetzung der EUTR betraut. Offenbar begann das Amt erst durch den Hinweis der EIA, die Importpapiere der Tropenholzhändler gründlich zu untersuchen. Einen Monat später sandte es allen Importeuren eine Anordnung.


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mare No. 134

No. 134Juni / Juli 2019

Von Nils Theurer

Nils Theurer, Jahrgang 1968, Journalist in Freiburg, ist selbst Segler und baut gerade ein Holzboot.

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