25°04' Süd, 130°06' West - Folge 37

Zyklone, wie die Hurrikans im Pazifik genannt werden, können ganze Inseln untergehen lassen. Pitcairn selbst ist mit seinen Bergen zwar nicht so gefährdet wie das flache Tikopia in den Salomonen, das zur Jahreswende überspült wurde. Alle, die nach Pitcairn wollen, aber schon. Und so hat ein Segler, der im Januar von Norfolk Island aus – nicht weit von den Salomonen – herfahren wollte, in eben jenem Wirbelsturm sein Schiff verloren: ein selbst gefertigter Nachbau eines alten Walfangboots. Sein Glück: Er wurde von einem Tanker gerettet. Auf Pitcairn schüttelt man den Kopf. In der heißen Zeit auf der Südhalbkugel nämlich besteht eine extreme Zyklongefahr bis 25 Grad südliche Breite.

Der Inselälteste Warren, Vater von Betty, ist mit 89 auf der Insel gestorben, nach seiner Frau Millie im vergangenen Jahr, die 93 Jahre alt wurde.

Randy Christian, 28, der mit seinem Vater Steve zusammen die technischen Anlagen der Insel betreut, und Bradley aus Neuseeland haben geheiratet: die erste Hochzeit in der Kirche seit 1992. Bradley hatte Randy schon vor Jahren in Neuseeland kennen gelernt. Doch „gefunkt“ hat es erst kürzlich, als sie mit ihrem kleinen Sohn auf die Insel gekommen war. Eigentlich wollte sie nur für sechs Monate bleiben. Am Hochzeitstag herrschte eitel Sonnenschein, aber das Versorgungsschiff kam erst drei Tage später und mit ihm die angekündigten Gäste. Inzwischen schüttete es – was Folgen hatte. Als Ollie das „Hochzeitsauto“, eine Art Kleinstjeep, holte, überschlug er sich und landete im Straßengraben. Gottlob war das Verdeck noch offen, so dass er herausspringen konnte. „Er hätte umkommen können“, schrieb der „Pitcairn Miscellany“. Und gottlob hatte auch das Hochzeitspaar noch nicht darin Platz genommen. Bradleys Eltern konnten leider nicht kommen. Nun hofft sie, dass sie es in den nächsten Jahren schaffen.

Snoopy, Meraldas Hund und Tochter von Susie, Carols Hund, ist tot. Er lieferte sich in seinen 13 Lebensjahren scharfe Rennen mit Tom, wenn der auf seinem Vierradbuggy loszischte, mochte Schokolade und jagte die Hühner der Insel. Was ihn aber zu einem besonderen Hund machte: 1993 erhielt er einen Orden vom damaligen Gouverneur Garth Harraway. Der Grund: Er hatte seine Besitzerin aus dem kleinen Hafenbecken in der Bounty Bay gerettet, als sie in ihrem Schlauchboot gekentert war.

Neue schlechte Nachrichten für die Versorgung der Insel. Die Reederei Blue Star ist an P&O Nedlloyd verkauft worden. Und Nedlloyd will die vier Containerschiffe, die auf ihrem Weg von Neuseeland zum Panamakanal seit 25 Jahren regelmäßig Stopp vor Pitcairn machten, verschrotten lassen und durch weit größere ersetzen, für die Pitcairn nicht mehr auf der Route liegen wird. Sowieso hätten sie keinen Platz für Passagiere. Die alte „America Star“ lag bereits ihr letztes Mal vor der Insel. Diesmal besonders dicht, damit auch Bewohner, die nicht mehr herausfahren wollten, wenigstens winken konnten; waren sie doch über die Jahre oft an Bord und verkauften dort Briefmarken, Obst und „Bounty“-Modelle. Die Inselverwaltung verhandelt derzeit mit der Reederei Seatrade, ob sie die Versorgung übernehmen könnte. Aber selbst wenn es klappt, würde Pitcairn seltener angelaufen.

Oben bei Taro Ground, neben der Hütte mit dem Kurzwellensender, wurde eine Sitzbank zu Ehren des Engländers Jim Russel eingeweiht. Wohl niemand in der weiten Welt pflegte seit den Sechzigern so regelmäßig über Amateurfunk Kontakt mit Pitcairn wie Jim, der letztes Jahr starb. 1990, zum 200. Jahrestag der Besiedlung durch die Meuterer, war auch er zu Besuch gekommen. Von der Insel hatte er allerdings wenig gesehen, weil er binnen einer Woche von dort 12000 Funkkontakte knüpfte.