25°04' Süd, 130°06' West - Folge 32

Tom Christian wird immer mehr zum Außenminister von Pitcairn. Erneut wird er, der sowieso schon am meisten in „Übersee“ war, verreisen. Diesmal geht es zunächst in die USA, wo er Glaubensfreunde der Siebenten-Tags-Adventisten besuchen wird. Anschließend will er Pitcairn beim Sommerfestival der Isle of Man vertreten. Es handelt sich um den Boden seiner Vorfahren: Die Familie des Anführers der Meuterer, Fletcher Christian, stammt ursprünglich von der englischen Kanalinsel.

Ein Erdbeben macht’s möglich: Pitcairn ist online – bislang nur per E-Mail und auch äußerst langsam sowie obendrein sehr kostspielig, aber immerhin. Weil vor einiger Zeit leichte Erdbeben auf der Insel zu spüren waren, wurde jetzt oben auf dem Taro-Ground, gleich neben Bettys Funkbude, eine seismologische Messstation eingerichtet. Sie macht nur Sinn, wenn sie in Echtzeit an eine Erdbebenwarte in den USA angeschlossen ist. Deshalb richteten Techniker des Instituts eine Online-Verbindung via „Inmarsat“ ein. Doch die Leitung zum Server in Hawaii ist noch recht anfällig. Und sie ist teuer wegen des Satellitentelefons. Abgesehen davon, dass die Verbindungen gnadenlos gekappt werden, wenn der Strom auf der Insel nachmittags und abends abgeschaltet ist – und dann eben auch keine Erdbeben stattfinden dürfen. Deshalb verrät der Inselrat die E-Mail-Adresse auch noch nicht der Öffentlichkeit, weil sonst die Leitungen rettungslos überlastet würden.

Ein Reporterteam der Zeitschrift „National Geographic“ war auf der Insel. Nur für drei Tage, aber die Bewohner von Adamstown sind alle gespannt auf den Bericht. „National Geographic“ war im vergangenen Jahrhundert dreimal auf der Insel.

Einmal im Jahr ist er fällig: der 100-Meilen-Ausflug zur unbewohnten Nachbarinsel Henderson, zum Einschlag der Mirobäume. Aus ihnen fertigen die Pitcairner ihre Souvenirs, die sie auf den Kreuzfahrtschiffen verkaufen: „Bounty“-Modelle, Hai- und andere Schnitzereien. Diesmal gab es gleich zwei Fehlstarts bei den zwei gemeinsam aufbrechenden Longboats. Erst versagte die Maschine von „Tub“, dann gab „Moss“ den Geist auf. Jedesmal waren rund 25 Seemeilen geschafft, bis es nach vergeblichen Reparaturversuchen hieß: Im Schlepp zurück! Schließlich klappte es noch, und nach der Rückkehr von dem Vier-Tage-Trip trugen die Schnitzer viele Festmeter den Hill of Difficulties hinauf. Sie harren nun der Verarbeitung durch routinierte Hände.

Der Besuch von Kreuzfahrtschiffen, die umso wichtiger werden, je seltener heutzutage die Frachter vorbeischauen, wirkt sich jetzt auch auf die „public works“ aus. Diese Gemeinschaftsarbeiten leisten die Bewohner der britischen Kolonie alle paar Wochen quasi als Ersatz für Steuerzahlungen an das Mutterland. Die Aufgabe dieses Mal: der Bau von drei öffentlichen Toiletten. Wohin sonst sollen die Scharen von Touristen verschwinden, wenn sie für zwei, drei Stunden auf die Insel gelassen werden?

Seit langem stand wieder ein Diavortrag auf dem Programm im Gerichtssaal. Sean Bercaw war zu Besuch, er zeigte Dias von der mehrtägigen Visite seines Vaters vor 51 Jahren, der als Erster Offizier auf der „Yankee“ unterwegs war, einem der legendären Segler, die in den fünfziger und sechziger Jahren die Südsee durchkreuzten. Großes Hallo gab es, als die älteren Pitcairner – sechs von ihnen lebten damals schon – sich wiedererkannten. Sean betätigte sich auch ein paar Tage als „Gastdozent“ der Inselschule – die allerdings zurzeit nur von drei Kindern besucht wird: Pania, David und Ariel. Sean hatte Glück: Nur selten ist die See so ruhig wie bei seinem Aufenthalt, so dass sogar ein Tauchgang zu den Resten der „Bounty“ in der Bounty Bay möglich war.