25°04' Süd, 130°06' West - Folge 25

Pitcairn lässt international ausschreiben: „Wer will die schwierigste Wegstrecke unserer Insel betonieren ? Sie ist zwar nur 400 Meter lang, hat aber streckenweise 30 Prozent Steigung." So ähnlich lauteten jetzt Anzeigen in einigen britischen und neuseeländischen Tageszeitungen. Normalerweise erledigen die Pitcairner so etwas in Gemeinschaftsarbeit selbst.

Jay Warren, Vorsitzender des Inselrates, läutet dann die Glocke am Dorfplatz, und alle Männer rücken mit dem Spaten an. Aber bei diesem bislang größten Bauvorhaben ist man auf internationale Hilfe angewiesen. Es geht um den „Hill of Difficulty", jene Schlammstraße, die von dem kleinen Landeplatz hoch nach Adamstown führt. Jeder Ankömmling und jede Anlieferung müssen sie passieren, und wenn es tagelang geregnet hat, sind auf der Bergstrecke selbst die Vierradbuggys ohne Chance. Der Auftrag beläuft sich auf umgerechnet eine Million Mark. Das Geld kommt zum größten Teil aus der EU - Pitcairn ist britische Kolonie - und von Spenden. Unter anderem hatte König Hussein von Jordanien vor seinem Tod einen größeren Betrag zur Verfügung gestellt. Klar, dass der Großteil für den Transport von Material und Gerät anfällt. Den Zuschlag soll nur bekommen, wer „Erfahrung in der Arbeit an sehr abgelegenen Plätzen mit schwieriger Logistik hat und wer den Betonkies aus dem Felsgestein der Insel selbst herstellt". Die Ausschreibungsunterlagen können in Neuseeland, Tahiti oder Fidschi eingesehen werden. Da den Bewerbern kein Ortstermin zugemutet werden kann, wird in Neuseeland eine Video-Präsentation stattfinden.

Die Pitcairner sind sauer auf Journalisten und Fernsehautoren. In letzter Zeit, sagen sie, hätten einige von ihnen ein schiefes Bild von der Insel gezeichnet. Besonders „Schlange im Paradies", das Buch der englischen Schriftstellerin Dea Birkett, stimmt die Insulaner immer noch zornig. Sie war drei Monate zu Besuch, verführte einen Ehemann und schrieb hinterher schlecht über die Menschen (siehe mare No.15). Zwar wollen sie weiterhin Reporter empfangen, aber das kostet: Für einen Drehtag mit einer Fernsehkamera wollen sie 4000 US-Dollar in Rechnung stellen. Auch Fotografen sollen zahlen, allerdings viel weniger.

Es hat gehagelt auf der Insel, die nur knapp südlich des Wendekreises des Steinbocks liegt - das dritte Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der mit der Installation der Kurzwellenstation kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einherging.

Das Thema Meuterei scheint in der Royal Navy nicht besonders heiß diskutiert zu werden. Eine britische Fregatte brachte kürzlich Pitcairns Gouverneur, der in Neuseeland wohnt, auf die Insel. Als Tom und Betty Christian das Schiff besuchten, staunten sie nicht schlecht, als die meisten der Matrosen weder von der „Bounty" noch von der Meuterei gehört zu haben schienen. Die beiden klärten die Seeleute ausführlich darüber auf, wie ihr Vorfahr Fletcher gegen einen Kapitän der königlichen Marine rebellierte. Ansonsten lief der Besuch recht vornehm an. Herr und Frau Gouverneur mussten nicht den üblichen Weg von Bord über die Strickleiter auf das Longboat der Insulaner antreten, sie wurden vielmehr in ihrem eigenen Außenborder-Schlauchboot herabgelassen.

Pitcairns Darts-Champions sind: Vaine Peu, Michael Warren und Mike Christian. Dass es drei Sieger gibt, erklärt sich aus den unterschiedlichen Disziplinen: Nicht nur die größte Zielgenauigkeit, auch der Treffer aus der größten Distanz sowie derjenige, bei dem der Pfeil am längsten in der Luft war, wurden prämiert.

mare No. 25

No. 25April / Mai 2001

Von Ulli Kulke

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.

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Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
Person Von Ulli Kulke
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