25°04' Süd, 130°06' West - Folge 15

Ein halbes Jahr war kein Versorgungsschiff mehr gekommen. Als es sich dann ankündigte, war klar: Danach würde es erst mal zwei Wochen Ferien für die Schulkinder von Pitcairn geben. Schließlich war ein halbes Jahr auch keine Post gekommen, und nun hatten alle auf einmal so viel zu lesen, dass es gar nicht anders ging. Pitcairns Schulkinder haben viele Brieffreunde in aller Welt. Immer wieder kommen neue Anfragen, leider können die Schülerinnen und Schüler nicht auf alle eingehen.

Winterschwimmen ist eine Tradition von Bürgern aus Gefilden, in denen das Thermometer während der kalten Jahreszeit tief in die Minusgrade absinkt. Jetzt, da sich eine Familie „Zugereister“ aus der Nordhalbkugel für ein paar Jahre auf Pitcairn niedergelassen hat (siehe Folge 10), wurde es auch in Pitcairn eingeführt. Natürlich im Juli, weil Pitcairn auf der Südhalbkugel liegt. 20 Grad „kalt“ war die Wassertemperatur in diesen subtropischen Breiten, als die Aktion unten am „Landing“ startete. Als Zertifikat bekam jeder, der ins Wasser gegangen war, ein von Nicola persönlich gebackenes Eisbärplätzchen. Auch Snoopy, der Hund.

Nachtwanderung für alle Kinder Pitcairns. Oder, wenn man will, auch eine Geisterbahn. Nicola und Hendrik begleiteten die Kids. Augenzeugen berichteten, dass während der Wanderung ein grünes Netz auf die beiden herabfiel, Toilettenpapier über den Weg gespannt war und schließlich alle eine Dusche aus Weizenmehl abbekamen, als sie unter dem Banyan-Baum hindurchgingen.

Fischerei-Report: Vom Felsen geangelt: 76; aus dem Boot: 558; Tunfisch: 29; Barrakuda: 14; Hai: 4.

Meralda, eine der Funkamateurinnen der Insel (und Funkerin in der Station oben in Taro Ground) hatte in den letzten Jahren viel mit der Besatzung der Yacht „Havaiki“ über Kurzwelle gesprochen. Jetzt ankerte die Yacht für ein paar Tage vor der Insel. Meralda war ganz aufgeregt, als sie endlich ihre Funkpartner persönlich sprechen konnte.

Alle Jahre wieder die Wahlen zum Gemeinderat: Herzlichen Glückwunsch an Steve Christian, der zum Vorsitzenden gewählt wurde. „Einfache“ Mitglieder sind: Lea, Michael, Dave und Tom. Vertreterin des Gouverneurs, der auf Neuseeland wohnt (Pitcairn ist britische Kolonie): Meralda.

Eine der wichtigsten Tätigkeiten, die bei der Gemeinschaftsarbeit aller Pitcairner anfallen, hat einen neuen Namen: „Morgen müssen wir die Straße kämmen“, heißt es seit einiger Zeit allen Ernstes, wann immer Pitcairns Infrastruktur einer Aufbesserung bedarf. Bürgermeister Warren forschte nach, worauf diese doch etwas denkwürdige Umschreibung zurückginge, bis der Dorfschullehrer ihm die Erklärung lieferte: Der kleine Tony war für einige Wochen Gastschüler in Pitcairn. Am ersten Tag, als er die Schulbank in Pulau (so heißt die Schule von Adamstown) drückte, sagte er gleich zum Lehrer: „Eure Straßen müssen mal wieder gekämmt werden.“

Pitcairner verdienen sich seit langem ein paar Dollar nebenbei mit dem Verkauf von Souvenirs ihrer Insel. Einiges ist auch per Post zu ordern. Zum Beispiel T-Shirts mit einem Aufdruck der Bounty-Bay; einfarbig: 12 US-Dollar, zweifarbig: 15 US-Dollar. Zu bestellen bei: Tom und Betty Christian, Pitcairn Islands, Süd-Pazifik. Geld in bar beilegen, 2 US-Dollar Versandkosten nicht vergessen. Die Sendung wird mehrere Monate dauern, mare übernimmt keinerlei Gewähr.

mare No. 15

No. 15August / September 1999

Von Ulli Kulke

Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.

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Vita Ulli Kulke, Jahrgang 1952, ist Chefreporter für Wissenschaft der Berliner Tageszeitung Die Welt.
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