Wunderbaum

Warum nicht in die Senkrechte? Ein niederländischer Architekt plant ein vertikales Biotop zur Begrünung von Hafenstädten

Leicht schwankend treibt das grüne Ungetüm in der Straße von Singapur, direkt vor der Skyline der Stadt. Vogelschwärme flattern um die oberen Stockwerke, Schlingpflanzen hängen von den Plattformen. Ist es ein verlassenes Hochhaus? Auf jeden Fall scheint es ein menschengemachtes Bauwerk zu sein, wenngleich ein statisch beinahe unmögliches. Mit seinen organisch geformten Terrassen, aus denen tropische Flora quillt, wirkt es zugleich apokalyptisch und futuristisch. Während aus der Millionenmetropole Verkehrsgeräusche dringen, schallen vom baumförmigen grünen Hochhaus im Wasser Vogelrufe herüber.

Wenn es nach Koen Olthuis geht, könnte diese Szenerie, die bislang nur als Computeranimation existiert, bald Wirklichkeit sein. Mit seinem Architekturbüro Waterstudio.NL hat der niederländische Architekt den „Sea Tree“ entwickelt: ein 30 Meter hohes schwimmendes Konstrukt, das im Gegensatz zu gewöhnlichen Hochhäusern keine Wohnungen oder Büros beherbergen soll, sondern Bäume, Blumen, Vögel, Bienen und Fledermäuse. Der „Sea Tree“ ist ein mobiles, vertikales Naturschutzgebiet, das in den Flüssen oder Häfen großer Städte festmacht und dringend benötigten Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere bietet. Was man auf den ersten Blick nicht sieht, ist, dass er nicht nur Land-, sondern auch Wassergetier ein Zuhause geben könnte, denn auch unter der Meeresoberfläche verbergen sich mehrere Geschosse.

Es ist kein Zufall, dass dieses Konzept aus den Niederlanden stammt. Schließlich sind die Architekten des dicht besiedelten kleinen Landes, das zu gut einem Viertel unter dem Meeresspiegel liegt, nicht nur für immer neue Ideen rund um das Bauen auf dem Wasser gut, sondern üben sich auch gerne im Stapeln von Landschaften. Man denke nur an den niederländischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover. Waterstudio.NL hat sich, wie der Name schon verrät, auf das Thema Wasser spezialisiert – wobei Koen Olthuis nicht nur einzelne Wohnboote entwerfen will, sondern größer denkt. Zwar hat er mit dem Design von Hausbooten angefangen, aber inzwischen widmet sich sein Büro großmaßstäblicheren Projekten wie einem schwimmenden Kreuzfahrtterminal nebst Einkaufszentrum in Dubai oder einem Masterplan für ein Resort inmitten der Malediven.


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mare No. 97

No. 97April / Mai 2013

Von Anneke Bokern

Die Kunsthistorikerin Anneke Bokern, 1971 in Frankfurt geboren, lebt seit 13 Jahren in Amsterdam. Neben ihrer Tätigkeit als freie Autorin organisiert sie Architekturführungen in den Niederlanden.

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