Verführung am Meer

Die schönsten Filmszenen über Lust und Liebe

Ulrike Schröder, Cinema

  1. James Bond – 007 jagt Dr. No, GB 1962, Regie: Terence Young. Mit Ursula Andress und Sean Connery
  2. Verdammt in alle Ewigkeit, USA 1953, Regie: Fred Zinnemann. Mit Deborah Kerr und Burt Lancaster
  3. The Beach, USA 1999, Regie: Danny Boyle. Mit Virginie Ledoyen und Leonardo DiCaprio
  4. Gefährliche Brandung, USA 1991, Regie: Kathryn Bigelow. Mit Keanu Reeves und Lori Petty
  5. Basic Instinct, USA 1991, Regie: Paul Verhoeven. Mit Sharon Stone und Michael Douglas

James Bond – 007 jagt Dr. No: Bond findet sein Girl – die schöne Muschelsammlerin Honey (Ursula Andress) entsteigt singend dem Meer. James (Sean Connery) flötet zurück: „Underneath the mango-tree, my honey and me …“ Er starrt, sie erstarrt. „Suchen Sie Muscheln?“ – „Nein, schöne Frauen.“ – „Bleiben Sie, wo Sie sind!“, faucht Honey und greift zum Tauchermesser. „Sie werden sich doch nicht an einem wehrlosen Mann vergreifen wollen, schöne Unbekannte“, kontert 007. Das erste und ewige Bond-Girl war ein Last-minute-Glücksfall. Die Schweizerin wurde erst zwei Wochen vor Drehbeginn verpflichtet. In Ian Flemmings Romanvorlage steigt Honey übrigens splitternackt aus den Fluten. Aber ganz wörtlich durfte „Undress“ die englische Bedeutung ihres Namens 1962 noch nicht nehmen …


Nadine Lange, Der Tagesspiegel

  1. Bitter Moon, F/GB 1991, Regie: Roman Polanski. Mit Emmanuelle Seigner, Kristin Scott Thomas und Hugh Grant
  2. Tot ziens, NL 1995, Regie: Heddy Honigmann. Mit Johanna ter Steege und Guy van Sande
  3. Gefährliche Brandung, USA 1991, Regie: Kathryn Bigelow. Mit Keanu Reeves und Lori Petty
  4. Die Geliebte des französischen Leutnants, GB 1981, Regie: Karel Reisz. Mit Meryl Streep und Jeremy Irons
  5. Titanic, USA 1997, Regie: James Cameron. Mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet

Bitter Moon: Um Bewegung in ihre eingefahrene Ehe zu bringen, unternehmen Nigel (Hugh Grant) und Fiona (Kristin Scott Thomas) eine Kreuzfahrt. Doch auf See gerät Nigel in den Bann des erfolglosen Schriftstellers Oscar (Peter Coyote), der im Rollstuhl sitzt. Dieser erzählt ihm von der obsessiven Liebe zu seiner Frau Mimi (Emmanuelle Seigner), die ebenfalls an Bord ist. Nigel ist gleichzeitig abgestoßen von Oscars Schilderungen und fasziniert von der schönen Mimi. Seine eigene Frau liegt derweil die meiste Zeit seekrank in ihrer Kabine. Der erotischste Moment findet während der Schiffssilvesterparty statt: Zwischen den Tanzenden sieht man plötzlich zwei eng aneinander geschmiegte Frauenkörper in langen Kleidern. Es sind Mimi und Fiona. Die Innigkeit der Frauen steht im Kontrast zum eher abgedreht-derben Sex aus Oscars Erzählungen, der in Rückblenden zu sehen war. Kurz darauf gehen Mimi und Fiona gemeinsam in eine Kabine, Oscar rollt hinter ihnen her – er hat eine Pistole dabei …


Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

  1. Verdammt in alle Ewigkeit, USA 1953, Regie: Fred Zinnemann. Mit Deborah Kerr und Burt Lancaster
  2. Alice et Martin, F/E 1998, Regie: André Téchiné. Mit Juliette Binoche und Alexis Loret
  3. Sous le sable, F 2000, Regie: François Ozon. Mit Charlotte Rampling und Bruno Cremer
  4. Gefährliche Brandung, USA 1991, Regie: Kathryn Bigelow. Mit Keanu Reeves und Lori Petty
  5. Titanic, USA 1997, Regie: James Cameron. Mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet

Verdammt in alle Ewigkeit: Mit Sicherheit die lustigste Szene – wenn man Woody Allens Bemerkung dazu nimmt, er habe als junger Mann bei dieser Szene immer gedacht, dass Vorspiel zum Ertrinken führe.


Wolfgang Theis, Filmmuseum Berlin

  1. Querelle, D/F 1982, Regie: Rainer Werner Fassbinder. Mit Brad Davis, Franco Nero und Jeanne Moreau
  2. Das Schiff der verlorenen Menschen, D 1929, Regie: Maurice Rourneur. Mit Marlene Dietrich und Fritz Kortner
  3. Tabu, USA 1929/30, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau. Mit Anne Chevalier und Kong Ah
  4. Die Zeit mit Monika, S 1953, Regie: Ingmar Bergman. Mit Harriet Andersson, Lars Ekborg und John Harryson
  5. Salz auf unserer Haut, D/Can/F 1991, Regie: Andrew Birkin. Mit Greta Scacchi und Vincent D’Onofrio

Querelle: Das Wunderbare ist, dass bei Fassbinder das Meer gar nicht vorkommt und dennoch alles vom Meer und seinen Versuchungen durchdrungen scheint. Der Film ist im Studio gedreht worden und komplett sexualisiert, sogar die Bauten: Die Poller beispielsweise sehen aus wie riesige Penisse. Der Matrose Querelle (Brad Davis) lockt alle, Männer
wie Frauen, mit seiner Schönheit. Es geht, wie im Original von Jean Genet, um Verrat, Tod und Sex. „Querelle“ ist ein einziger feuchter Homo-Traum.


Hanns-Georg Rodek, Die Welt

  1. Vertigo, USA 1958, Regie: Alfred Hitchcock. Mit Kim Novak und James Stewart
  2. Verdammt in alle Ewigkeit, USA 1953, Regie: Fred Zinnemann. Mit Deborah Kerr und Burt Lancaster
  3. Pauline am Strand, F 1984, Regie: Eric Rohmer. Mit Amanda Langlet und Pascal Greggory
  4. Local Hero, GB 1983, Regie: Bill Forsyth. Mit Jennifer Seagrove und Peter Capaldi
  5. Tod in Venedig, I 1971, Regie: Luchino Visconti. Mit Dirk Bogarde und Björn Andresen

Warum Vertigo? Weil er die Macht der Liebe großartig beschreibt: zwei Menschen, die gar nichts miteinander vorhaben und doch magnetisch angezogen werden. Privatdetektiv Stewart soll Novak nur verfolgen und sie ihm nur die Verwirrte vorspielen. Aber als sie sich scheinbar ins Meer stürzen will, verwandelt sich bei ihm blitzschnell der Beobachter- in einen Beschützer- und der Beschützer- in einen Liebesinstinkt. Und dann gibt es leidenschaftliche Küsse vor tosender Brandung – was bei allen anderen kitschig wirken würde, aber bei Hitchcock grandios.


Uwe Mies, Westdeutsche Allgemeine Zeitung

  1. Und immer lockt das Weib, F/I 1956, Regie: Roger Vadim. Mit Brigitte Bardot und Curd Jürgens
  2. Brandung der Leidenschaft, Mex 1953, Regie: Emilio Fernández. Mit Rossana Podesta, Guillermo Cramer und Carlos Ripuielme
  3. Drei Engel für Charlie, USA 2000, Regie: McG. Mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Bill Murray
  4. Die Tiefe, USA 1977, Regie: Peter Yates. Mit Robert Shaw und Jacqueline Bisset
  5. Die Traumfrau, USA 1979, Regie: Blake Edwards. Mit Bo Derek, Dudley Moore und Julie Andrews

Und immer lockt das Weib: Brigitte Bardot entsteigt dem Wasser in leichter Sommergarderobe, überquert den Strand und sinkt in den Armen von Christian Marquand in den Sand. Die vielleicht unmittelbarste Verführung mit anschließendem Resultat. Regisseur Roger Vadim fand für Bardot denkbar laszive Posen und konnte sich stets auf sicheres Terrain zurückziehen – der junge Star war seine Frau.

mare No. 31

No. 31April / Mai 2002

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