Um die Welt in 18 Fragen

Eine Reise in der vierten Dimension: Das große mare-Preisrätsel

Auf den Spuren der Zeit
Von Sebastian Herzog

In den seichten Gewässern der Seychellen frönen zwei Freunde ihrem täglichen Müßiggang: Fino, ein junger Delfin, und der weit gereiste Polyp Professor Francis Krake. Im warmen Wasser treibend, plaudern die beiden über Gott und die Weltmeere oder gehen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Ratespielen.

Als der Professor gerade von einer seiner abenteuerlichen Reisen erzählt, entdeckt Fino ein Stück Treibholz. Neugierig schwimmt er darauf zu und ruft seinen Freund herbei. „Was für ein hübsches Brett! Wie alt mag das wohl sein?“ – „Jedenfalls nicht über 2000 Jahre, wie wir wohl vermuten sollten“, entgegnet der Professor nach kurzer Musterung. „Dort an der Seite hat jemand die Jahreszahl ‚44 v. Chr.‘ eingeritzt. Und das ist was?“ – „Ziemlicher Unfug“, antwortet Fino schmunzelnd. Er wirft noch einen Blick auf das gefälschte Datum, dann schiebt er das Fundstück mit der Schnauze an den Strand – schließlich haben ihm seine Eltern schon früh beigebracht, das Meer stets sauber zu halten.

Als er zu seinem Freund zurückgekehrt ist, sprudelt es plötzlich aus ihm heraus: „Die Zeit ist wirklich eine interessante Erfindung! Auf der ganzen Welt dauert eine Minute 60 Sekunden, und doch gibt es rund um den Globus ganz verschiedene Uhrzeiten. Und während die einen das 21. Jahrhundert schreiben, wähnen sich andere im 15....“ – „... ganz recht, die Zeit, mein Lieber“, unterbricht ihn der Professor freundlich, „ist jedoch viel mehr als nur das Wissen um Uhrzeit und Datum. Sie ist noch für sehr viele andere Sachen wichtig.“ Nach einer kurzen Pause fährt er fort: „Wenn du magst, unternehmen wir morgen einen Ausflug und suchen auf der ganzen Welt nach Spuren der Zeit und anderen Dingen, die mit ihr im Zusammenhang stehen. Ich bereite ein kleines Rätsel vor, und dann sehen wir, ob du alle Fragen beantworten kannst. Nach Sonnenaufgang brechen wir auf, einverstanden?“ – „Aber klar“, antwortet Fino begeistert, „ich sage gleich meinen Eltern Bescheid.“

Bei Tagesanbruch überreicht Krake dem kleinen Fino eine Weltkarte, in die er eine Route, allerlei Zahlen und leere Felder eingezeichnet hat. „Wir folgen der markierten Strecke, und du trägst deine Antworten in die dazugehörigen Felder ein. Sobald wir wieder zu Hause sind, überprüfe ich alles. Auf jeden Fall kannst du davon ausgehen, dass deine Antworten exakt in die jeweiligen Felder passen müssen; die Umlaute musst du ausschreiben. Und die Buchstaben in den Kästchen mit den kleinen Zahlen ergeben schließlich einen Lösungssatz. Los geht’s – erst einmal nach Norden!“ Und so beginnt für die beiden die Reise „In 18 Fragen um die Welt“.


In 18 Fragen um die Welt
Eine Rätsel-Reise in der vierten Dimension

Fino und Krake schwimmen auf dem 55. Breitengrad Richtung Saudi-Arabien. Nach einer Weile bemerkt Fino beiläufig, dass sie soeben den Äquator überschritten haben. Der Professor stimmt ihm zu. „Es freut mich, dass du gut in Navigation bist. Dann weißt du ja auch, dass Sekunden und Minuten nicht allein zur Messung von Zeit herhalten. Deshalb die 1. Frage: „Wie vielen vollen Minuten entsprechen die ersten 25 Kilometer, die wir zurückgelegt haben?“

Durch den Sueskanal gelangen sie ins Mittelmeer. Vor Port Said bittet Krake den Jungen, die Nase aus dem Wasser zu halten und ihm mitzuteilen, was er spürt. „Eine Brise“, antwortet Fino. „Darum geht es in der 2. Frage“, sagt der Professor. „Vor vielen tausend Jahren soll Noah mit seiner Arche auf See umhergeirrt sein. Sollte er sich genau an dieser Stelle befunden haben und dann zum Berg Ararat getrieben worden sein – welcher hier übliche Wind könnte ihn geschoben haben?“

Fino und Krake passieren Gibraltar. „Der Legende nach endet die britische Hoheit auf dem Südzipfel der Iberischen Halbinsel mit dem Aussterben der Berberaffen“, sagt der Professor, „im 20. Jahrhundert ließ ein Premierminister 30 Tiere einführen, weil der Bestand auf fünf geschrumpft war. In Feld 3 musst du die letzte Ziffer der Zahl des Jahres eintragen, in dem dies geschah.“ Weiter nördlich formuliert der Professor die nächste Frage. „Ebbe und Flut sind nicht nur von Belang für die Schifffahrt, sie stellen auch ein gewaltiges Energiepotenzial dar. In Feld 4 gehört die Antwort auf die Frage, aus wie vielen Turbinen die weltgrößte Anlage zur Nutzung dieser Art von Energie besteht.“

Mitten im Atlantik tauchen Krake und Fino zum Meeresboden. „Wenn es auf dem Mittelatlantischen Rücken nicht so dunkel wäre, könntest du sehen, dass diese Grenze zwischen amerikanischer und europäischer Kontinentalplatte ein Gebirge darstellt. Vor knapp 40 Jahren ist an seinen Ausläufern eine kleine Insel namens Syrtlingur entstanden. Und nun die Frage 5: Zu welcher Inselgruppe gehört sie?“

Wenig später trägt Krake die nächste Aufgabe vor. „Wichtig ist die Zeit auch, um Geschwindigkeiten zu messen. Während bei der Plattentektonik in Zentimetern pro Jahr gemessen wird, rauschen die Daten mit Lichtgeschwindigkeit durch das transatlantische Kabel hier unter uns. Frage 6 lautet: Wie oft könnten wir binnen einer Sekunde komplett die Welt umrunden, wären wir so schnell wie das Licht?“

Minuten später hat Krake die 7. Frage parat. „In der Karibik gibt es heftige Orkane. Wenn du nicht aufpasst, wirst du von einem Brecher an Land geworfen. Was ich von dir wissen möchte: Ein amerikanischer Musiker hat eines seiner bekanntesten Lieder mit der Bezeichnung eben dieser Stürme betitelt. Welchen Sport betrieb der Mann, um den es in dem Song ging?“

Gerade haben die Reisenden wieder die Südhalbkugel erreicht, da fällt dem Professor die Frage 8 ein. „Der Faktor Zeit ist auch relevant für die Vergabe des Blauen Bandes für die schnellste Atlantiküberquerung. Allerdings ist nicht die Gesamtdauer der Überfahrt entscheidend, son- dern die durchschnittliche Geschwindigkeit. Trotzdem ist der aktuelle, 1998 aufgestellte Rekord fantastisch. Weniger als wie viele ganze Tage benötigte das erfolgreiche Schiff?“

In der Mündung des Rio de la Plata präsentiert Krake seine 9. Frage: „Die Zeit kann auch etwas Bedrohliches haben. Das wird 1939 der Kapitän der ‚Graf Spee‘, deren Wrack du hier siehst, wohl auch empfunden haben. Nach schweren Treffern hatte er in Montevideo festgemacht, um die Schäden reparieren zu lassen. Aber dann stellte ihm die Regierung Uruguays ein Ultimatum. Wie viele Stunden wurden der ‚Graf Spee‘ eingeräumt, bevor sie die Hoheitsgewässer zu verlassen hatte?“

Nach einem Picknick vor Valparaíso nimmt das Gespann Kurs auf San Ambrosio. Dort folgt die 10. Frage. „Wenn weder Sonne noch Mond am Himmel stehen, peilt man zur Ortsbestimmung mit dem Sextanten was an?“ Wenig später schließt Krake die 11. Frage an. „Natürlich ist die Zeit auch Thema künstlerischer Arbeiten gewesen. Eine der berühmtesten ist das Bild „La persistencia de la memoria“ von Salvador Dalí. Über dem Ast was für eines Baumes hängt eine der ,weichen‘ Uhren?“

Weiter nördlich folgt Frage 12. „Stell dir vor, wir bestiegen in Quito im Juni mittags um 12 Uhr ein Flugzeug, das genau 12 Stunden lang mit durchschnittlich 810 km/h in östlicher Richtung fliegt. Um wie viel Uhr Ortszeit würden wir landen?“

Nun schlägt der Professor einen westlichen Kurs ein. „Wir haben jetzt die Datumsgrenze erreicht. Vor der jüngsten Jahrtausendwende wurde sie hier und da etwas verschoben, doch hat die National Geographic Society eindeutig geklärt, welcher bewohnte Ort den ersten Sonnenstrahl des Jahres 2000 gesehen hat. Der Name der Inselgruppe gehört in Feld 13.“

Am Marianengraben deutet Krake auf die tiefste Stelle des Meeres. „Erstmalig drang die ,Trieste‘ 1960 in diese Tiefe vor. In welchem Monat wurde der Vater des Unterwasserforschers geboren, der das Schiff steuerte? Die Antwort gehört in Feld 14. Eine andere Facette des Tauchens wird in dem Film ,Im Rausch der Tiefe‘ eindrucksvoll beleuchtet. Frage 15 lautet: Wie heißt der Schauspieler, der den Protagonisten Enzo darstellt?“

Kurz vor der Sundastraße, nachdem sie die Philippinen passiert haben, stellt der Professor Frage 16: „Im 16. Jahrhundert dauerten Fernreisen bisweilen eine halbe Ewigkeit. Nach fast drei Jahren gelang es damals einem Basken, die Expedition, die er wegen eines Todesfalls unterwegs übernehmen musste, nach der ersten Weltumsegelung wieder nach Hause zu führen. Wie lautet der zweite Vorname des Mannes?“

Auf den letzten Seemeilen stellt der Professor die 17. Frage. „Eines der ältesten Lebewesen unseres Planeten ist ja der Nautilus. Zwei berühmte U-Boote wurden nach ihm benannt. Wie hieß der Kapitän des fiktiven Schiffes?“ Kurze Zeit später schiebt Krake noch die 18. Frage hinterher: „Der Kalender, nach dem wir uns jetzt im Jahr 2001 bewegen, ist schon vor ziemlich langer Zeit eingeführt worden. Wie hieß die Kopfbedeckung des Würdenträgers, nach dem der Kalender benannt ist?“

Zurück in heimischen Gefilden, wird Krake von Müdigkeit gepackt. Schnell wirft er noch einen Blick auf Finos Eintragungen und freut sich, dass alle Antworten richtig sind. „Du bist ein gebildetes Kerlchen“, ruft er Fino zu, „hast du den Lösungssatz denn auch schon gefunden?“ – „Klar“, antwortet Fino und fügt nach langem Gähnen hinzu: „Ich werde ihn mir auch gleich zu Herzen nehmen ...“

mare No. 28

No. 28Oktober / November 2001

Von Sebastian Herzog

Sebastian Herzog ist gelernter Fotolaborant und Croupier. Seit zehn Jahren schreibt er Kreuzwort- und „Scrabble“-Rätsel für Magazine und Zeitungen, darunter die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“.

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Vita Sebastian Herzog ist gelernter Fotolaborant und Croupier. Seit zehn Jahren schreibt er Kreuzwort- und „Scrabble“-Rätsel für Magazine und Zeitungen, darunter die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“.
Person Von Sebastian Herzog
Vita Sebastian Herzog ist gelernter Fotolaborant und Croupier. Seit zehn Jahren schreibt er Kreuzwort- und „Scrabble“-Rätsel für Magazine und Zeitungen, darunter die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“.
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