Über eine Diva namens Riva

mare im Interview mit Gunter Sachs

mare: Gunter Sachs, Ihr Name ist mit dem der Boote Carlo Rivas eng verbunden.

Gunter Sachs: Das ehrt mich sehr. Ich war fasziniert von seinen perfekten Booten – und Carlo von meinen sinnenverwirrenden Schiffsladungen. Wir bildeten eine Symbiose, in der jeder für den anderen eine herrliche Ergänzung war.

Wann kauften Sie Ihr erstes Riva-Boot?

Das muss Anfang der sechziger Jahre gewesen sein. Da sah ich zum ersten Mal in einem abgelegenen Teil des Hafens von Monte Carlo zwei oder drei Riva-Boote im Wasser liegen – und war fasziniert. Ich besaß davor schon andere Motorboote und sah nun einen Unterschied von Bauernmöbeln zu einer Louis-XV-Truhe. Was hier vor mir schwamm, war italienische Stilsicherheit in höchster Vollendung, kombiniert mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks und der Zuverlässigkeit von US-Elitemotoren. Ich bestellte sofort eine einmotorige Ariston. Später eine zweimotorige Aquarama und dann eine Super Aquarama. Sie ist noch heute das Flaggschiff meiner Riva-Flotte.

In Anbetracht mancher Zeitungsausschnitte hat man den Eindruck, Saint-Tropez habe sich auf Ihren Rivas abgespielt …

... das ist gar nicht so unrichtig – damals waren wir noch wenig, nur eine Schiffsladung voll ...

… und manche Romanze habe dort begonnen.

Das war auch die eigentliche raison d’être der verführerischen Mahagoniboote. Ich warne aber Verliebte, der Idee nachzugeben, in einer abgelegenen Bucht ein Schäferstündchen auf einem vermeintlich still liegenden Boot zu begehen. Ein Boot, auch auf ruhiger See, schaukelt so sehr, dass es in fast waagerechter Lage einen Flottenadmiral zum Spucken bringt.

Aber wie war das denn in jener Nacht, als Sie mit Brigitte Bardot und Ihrem Cape hinten auf dem Heck lagen?

Da fuhr das Boot.

Ziemlich gefährlich, wenn man bedenkt, dass auch Rivas ohne Steuerung Kurven fahren.

Wir sagten uns: In einer Riva sterben heißt, in Schönheit sterben. Was macht man nicht alles Verrücktes im Leben – bis man merkt, dass das Verrückte das Großartigste war.

mare No. 32

No. 32Juni / Juli 2002

Von Dimitri Ladischensky

Das Interview führte Dimitri Ladischensky.

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Vita Das Interview führte Dimitri Ladischensky.
Person Von Dimitri Ladischensky
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