Schüler lotsen Fischer

Fünf Schüler einer Kieler Schule entwickelten ein Konzept für Fischereischutzzonen, das Fischbeständen und Lebensräumen am Meeresboden Zeit zur Regeneration geben soll. Die Wissenschaft lobt den Plan

Um die Meeresfische steht es nach wie vor schlecht. Fast ein Drittel aller Fischbestände weltweit ist überfischt. Manche Hai- und Thunfischarten sind durch den Fang besonders bedroht. Und auch dem Dorsch geht es in einigen Regionen nicht besonders gut. Hinzu kommt, dass durch Fischerei am Meeresboden mancherorts ganze Lebensräume für Seeanemonen, Schwämme und Seesterne zerstört werden.

Eine Gruppe von Jugendlichen aus Kiel hatte diese Hiobsbotschaften satt. Die Schüler von der Lernwerft, einer privaten Gemeinschaftsschule in Kiel, entwickelten ein Fischereikonzept, das den Fischbeständen und auch den Lebensräumen am Meeresboden Zeit geben soll, sich zu er- holen. „Es geht um ein System von neuen Meeresschutzzonen, die in einem be- stimmten Rhythmus rotieren und in denen die Fischerei für mehrere Jahre verboten ist“, sagt Abiturientin Henrieke Massierer, Sprecherin des Teams, zu dem auch noch Julica Schütz, Hanna Hanß, Benjamin Vorbeck und Lisa Autzen gehören.

Das Konzept ähnelt ein wenig der klassischen Dreifelderwirtschaft an Land, bei der man früher in jährlichem Zyklus Äcker mit verschiedenen Früchten bepflanzte oder als Brache liegen ließ, damit sich der Boden regenerieren konnte. Entsprechend teilten die Schüler zunächst exemplarisch die gesamte Nordsee in Schutzzonen auf. Diese sollen dann nach einem bestimmten Zeitplan für die Fischerei geöffnet und geschlossen werden.

Ihr Meeresschutzkonzept entwickel­ten die Jugendlichen im vergangenen Jahr während des Young Economic Summit (YES) in Kiel, einem Schülerwettbewerb, den das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zusammen mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft organisiert.  Die Schülerteams mussten binnen eines hal­ben Jahres nachhaltige Konzepte für verschiedene Wirtschaftsgebiete entwickeln – unter anderem ein Konzept, mit dem Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen, oder ein System, mit dem sich der Verbrauch von Einwegkaffeebechern eindämmen lässt. Zur Aufgabe der Schüler gehörte es auch, die eigene Idee an die Öffentlichkeit zu bringen und beispielsweise über soziale Medien zu vermarkten. Unterstützung erhielten die teilnehmenden Schüler von Wissenschaftlern, sowohl bei ihrem Fach­thema als auch in Sachen Präsentationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit.

Wer das beste Team ist, darüber stimmten zum Schluss alle Teilnehmer gemeinsam ab. Prämiert wurde zum einen das beste Konzept, zum anderen die überzeugendste Öffentlichkeitsarbeit. Mit ihrem neuen Fischereikonzept landete die Kieler Lernwerft-Mannschaft in beiden Kategorien auf dem ersten Platz. Im Oktober 2016 durfte sie es bei der Preisverleihung im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin vorstellen.

„Unser Konzept hat mehrere Stärken“, sagt Teammitglied Benjamin Vorbeck. „Man kann es weltweit universell einsetzen. Außerdem haben wir nicht nur den Meeresschutz im Blick, sondern auch die Fischer, deren Arbeitsplätze erhalten werden müssen.“ So haben die Schüler ihre Schutzzonen derart geplant, dass Fischern in der Nähe ihres Heimathafens stets eine geöffnete Schutzzone zur Verfügung steht, damit sie nicht zu weit hinausfahren müssen. Denn das wäre unwirtschaftlich.

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mare No. 120

No. 120Februar / März 2017

Von Tim Schröder

Tim Schröder, Jahrgang 1970, Journalist in Oldenburg, war beeindruckt, wie klug die Schüler argumentierten.

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Vita Tim Schröder, Jahrgang 1970, Journalist in Oldenburg, war beeindruckt, wie klug die Schüler argumentierten.
Person Von Tim Schröder
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