Jäger der Riesenwellen

Ein Graf widmete sein Leben der Erforschung großer Wellen

Wenn man oben auf dem Rücken eines Wogengiganten war, blickte man wie auf eine wild zerklüftete Gebirgslandschaft, in der wandernde Berge in langen Reihen einherzuziehen schienen; und wenn das Schiff in die ungeheuren Abgründe der Wellentäler versank, sah man dicht vor Augen den nächsten Riesen sich auftürmen, himmelhoch, schaumgekrönt, unwiderstehlich. Mit dem Schiff spielte die See wie mit einem Ball. Es war der höchste Seegang, den ich je gesehen habe“, berichtete der Wellenforscher und -fotograf Franz Graf von Larisch-Moennich von seiner ersten Umsegelung des Kap Hoorn 1909. Immer wieder ging er Risiken ein, um seine Bilder zu „erobern“, während Stürme in Orkanstärke um ihn tobten.

Lange galten Schilderungen von Riesenwellen als Seemannsgarn. Schiffstagebücher lieferten die erste systematische Dokumentation des Seegangs. Aber wie ließen sich Höhe und Beschaffenheit der Wellen erfassen? Konnten mathematische Berechnungen die Rätsel entschlüsseln? 

Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine rege wissenschaftliche Erforschung der Meere. Als der 31-jährige Franz Graf von Larisch-Moennich 1908 in Hamburg zum ersten Mal als Passagier an Bord der „Posen“, eines der legendären Segelschiffe der Reederei Laeisz, ging, stand er in Kontakt mit dem neu gegründeten Institut und Museum für Meereskunde in Berlin. Der Sohn von Gräfin von Larisch-Wallersee, einer Nichte Kaiserin Elisabeths von Österreich, der berühmten Sisi, aufgewachsen fernab der Küsten, hatte einen ungewöhnlichen Lebensweg gewählt. Er folgte seiner Leidenschaft für das Meer und die Foto­grafie und befuhr fast alle Meere der Erde. Sein besonderes Interesse galt jenem Teil der physikalischen Meeresforschung, der sich mit den Bewegungserscheinun­gen des Meers befasst, vor allem der durch Wind erzeugten Wellenbewegung. 

1906 war vom britischen Wetterdienst die als Beaufortskala bekannte Abstufung der Windgeschwindigkeiten von null bis zwölf eingeführt worden. Wie aber sieht der Seegang bei den jeweiligen Windstärken aus? Die Schaffung eines fotografischen Atlasses, der alle Wellenerscheinungen von der Windstille bis zum Orkan darstellen sollte, wurde Graf Larischs erstes Unterfangen.

Die Reiseroute der „Posen“ verlief von Hamburg nach Chile. Die schnellen, supermodernen Segler transportierten Güter nach Südamerika und brachten Salpeter nach Deutschland. Drei Monate dauerte die Reise im Durchschnitt, genug Zeit für den jungen Forscher, verschiedenste Wellenarten zu beobachten. Höhepunkt der Reise war die Umrundung von Kap Hoorn, eine gefürchtete Route, weil dort regel­mäßig heftige Stürme toben. 

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mare No. 157

mare No. 157April / Mai 2023

Von Almut Weinland und Franz Graf von Larisch-Moennich

Die abenteuerliche Jagd des Grafen Larisch nach Riesenwellen weckt bei der Hamburger Kunstwissenschaftlerin Almut Weinland, Jahrgang 1960, immer wieder den Forschergeist neu. Vor Kurzem ist ihr mit Wolfgang Bühling verfasstes Buch „Raue See. Der Wellenforscher und -fotograf Franz Graf von Larisch-Moennich“ im Verlag ConferencePoint erschienen.

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Vita Die abenteuerliche Jagd des Grafen Larisch nach Riesenwellen weckt bei der Hamburger Kunstwissenschaftlerin Almut Weinland, Jahrgang 1960, immer wieder den Forschergeist neu. Vor Kurzem ist ihr mit Wolfgang Bühling verfasstes Buch „Raue See. Der Wellenforscher und -fotograf Franz Graf von Larisch-Moennich“ im Verlag ConferencePoint erschienen.
Person Von Almut Weinland und Franz Graf von Larisch-Moennich
Vita Die abenteuerliche Jagd des Grafen Larisch nach Riesenwellen weckt bei der Hamburger Kunstwissenschaftlerin Almut Weinland, Jahrgang 1960, immer wieder den Forschergeist neu. Vor Kurzem ist ihr mit Wolfgang Bühling verfasstes Buch „Raue See. Der Wellenforscher und -fotograf Franz Graf von Larisch-Moennich“ im Verlag ConferencePoint erschienen.
Person Von Almut Weinland und Franz Graf von Larisch-Moennich