Im Kielwasser

Das Beste zum Schluss

Sommer in der Tiefsee

Die Überzeugung vieler Wissenschaftler, die lichtlosen Tiefen der Meere blieben unberührt von irdischen Jahreszeiten, könnte eine Theorie des englischen Ozeanografen Tony Rice entkräften. Der Forscher vom Zentrum für Ozeanografie in Southampton vermutet, dass zu bestimmten saisonalen Perioden, etwa der Regenzeit, vermehrt Algen herabsinken, und zwar in Form zusammengeballter Flocken oder Klumpen. Für die zahlreich im Tiefseeschlamm lebenden Kleinstlebewesen seien die sehr schnell sinkenden Klumpen „wie das vom Himmel fallende Manna“. Mit der Theorie könnte auch erklärt werden, warum manche Bewohner der Tiefsee ihren Nachwuchs in jahreszeitlichem Rhythmus bekommen. Doch auch weit zurückliegende Jahreszeiten lassen sich vom Meeresgrund ablesen. Anhand von hell oder dunkel gestreiften Sedimenten des Cariaco-Beckens vor Venezuela erkennen Mitarbeiter der Universität Bremen und der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit amerikanischen Wissenschaftlern Schwankungen von trockenen oder feuchten Perioden im Holozän, mithin vor rund 14 000 Jahren. Während helle, mit Karbonaten und biogenen Kieselsäuren angereicherte Schichten auf winterliche Zeiten weisen, bezeugen dunkle, mit tonreichen Einträgen durchsetzte Schichten Sommer oder Herbst. Diese „Laminierung“ des Tiefseebodens könnte möglicherweise sogar Rückschlüsse auf Jahreszeiten bis vor rund 35 000 Jahren zulassen, auf trockene oder feuchte Perioden im Quartär. bra


Monate verfliegen

Interview mit dem Hilfsmaschinisten Alberto Kabata aus Kiribati, mit einem Containerschiff von Hamburg ins Mittelmeer und zurück über Antwerpen, Alexandria, Haifa und Izmir unterwegs. ZdB

mare: Sie fahren die Strecke jetzt den dritten Monat. Wie oft hatten Sie Landgang?

Kabata: Ein einziges Mal, in Salerno. Da ist der Hafen ganz nah bei der Stadt. Wir haben nämlich diese kurzen Liegezeiten, und ich verdiene zu wenig. Da kann ich mir teure Ausflüge nicht leisten. Das Taxi ins Zentrum kostet ja fast schon eine Wochenheuer.

Einmal nur? Wird da die Zeit nicht lang?

Am Anfang schon. Aber dann passiert etwas Seltsames: Je länger ich auf dem Schiff bin, desto schneller vergeht die Zeit. Irgendwann merkt man gar nicht mehr, wie die Monate verfliegen.

Die Arbeitszeit an Bord ist ja stark reglementiert. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Wir haben ein paar Videos; bei einigen kann ich inzwischen die Dialoge mitsprechen. In Landnähe können wir auch fernsehen. Aber meistens verstehe ich die Sprache nicht. Und nun ging auch noch das Keyboard kaputt – Musik machen fällt also auch weg. Nicht mal eine Tischtennisplatte hat dieses Schiff. Das letzte war besser.

Nichts, was die Leer-Zeit an Bord erträglich macht?

Ich träume viel von zu Hause. Ja, eigentlich ist es das, was ich am meisten tue: träumen.


Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 28. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.

mare No. 28

No. 28Oktober / November 2001

Aus der Redaktion

Aus der Redaktion

Mehr Informationen
Vita Aus der Redaktion
Person Aus der Redaktion
Vita Aus der Redaktion
Person Aus der Redaktion