Im Glashaus bei den Fischen

Als Palinurus, Steuermann der Flotte Äneas, auf der Fahrt zwischen Sizilien und dem italienischen Festland mit dem Gott des Schlafs haderte, sehnte er sich nach nichts anderem als Ruhe. Von der eigenen Müdigkeit überwältigt, ging der Seemann unrettbar für seine schlafenden Gefolgsleute über Bord. Während Palinurus unglücklich in den Wellen versank, ist das von Dirk Schumann entworfene Boot, das diesen Namen trägt, selbst eine Insel der Ruhe.

Die im Sommer 1997 mit dem Golden Prize der bedeutenden japanischen Design Foundation in Osaka ausgezeichnete Studie des Industriedesigners und Sporttauchers aus dem westfälischen Münster ist eine Mischung aus Hausboot, Meeresobservatorium und Meditationsort.

In drei Ebenen gegliedert, ist Palinurus zunächst nichts anderes als ein Boot für küstennahe Gewässer, dessen Sonnendeck (9,70 Meter lang, 6,50 Meter breit) sich als Ausgangspunkt für Tauchgänge anbietet. Vollständig unter Wasser liegen der Wohnbereich mit Schlafzimmer, Bad und einem Nebenraum und eine dritte Ebene mit Aussichtskapsel, die Platz für zwei Personen bietet. Durch eine Leiter gelangt man vom Oberdeck ins Innere des von der Reling bis zur Unterseite der Kuppel 5,70 Meter hohen Bootes. Die mit Jalousien versehene transparente Decke des Schlafraums lässt Sonnenlicht ein und kann ganz entfernt werden, ein Bullauge am Kopfende des Betts gibt den Blick auf das unterseeische Treiben frei. Den Kiel bildet eine durchsichtige Kapsel. Mit zwei Sitzen ausgestattet, erlaubt sie den Betrachtern einen unverstellten Rundumblick auf die maritime Tier- und Pflanzenwelt, bei Dunkelheit können Lampen an der Außenseite des Boots dazugeschaltet werden. Dies ist das Höchstmaß an Eingriffen in die Natur, das man sich mit Palinurus erlaubt. Naturerlebnis als Rollentausch: Der Mensch sitzt in der Glaskugel und blickt auf die Fische.

Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 6. Abonnentinnen und Abonnenten lesen ihn auch hier im mare Archiv.