Elba im Sturm

Ein Astronom aus Sachsen reist 1815 von Genua nach Neapel und überlebt nur knapp die Unwägbarkeiten einer Seefahrt

Der Astronom Franz Xaver von Zach (1754–1832) war auf der Höhe seines Erfolgs, als plötzlich und unerwartet 1804 sein Herzog und Mäzen starb. In der von Herzog Ernst II. gegründeten Sternwarte bei Gotha war es Zach unter anderem gelungen, als erster den Planeten Ceres am Himmel wiederzufinden. Der kleine Ceres war erst 1801 entdeckt worden, kurz bevor er in den Strahlen der Sonne am Tageshimmel verschwand.

Auch in der Geodäsie, der Vermessung der Erdoberfläche, war Zach auf dem Weg, Neuland zu betreten. Um 1800 wusste man bereits, dass die Erde ein an den Polen abgeplatteter Körper ist, aber der genaue Wert dieser Abflachung war ein offenes Problem. Zu seiner Lösung stellten Forscher so genannte „Gradmessungen“ an. Zach wollte die erste deutsche Gradmessung vornehmen.

Nach dem Tod seines Herzogs wurde der aus Pest in Ungarn stammende Zach Oberhofmeister der Herzoginwitwe Charlotte Amalie. Auch sie war eine Freundin und Mäzenin der Astronomie, doch inmitten politischer Wirren zog es sie in den warmen Süden, und so verließen die beiden 1807 Deutschland, um sich vor allem in Oberitalien und Südfrankreich aufzuhalten.

Zach blieb ein gesuchter Experte. Er hielt engen Kontakt mit Astronomenkollegen und Instrumentenbauern, unter anderen mit dem berühmten Reichenbach in München. Reichenbach brachte Anfang 1815 persönlich seine Winkelmessgeräte nach Genua. Von dort wollten alle zusammen – Zach, die Herzogin und Reichenbach – auf zwei Schiffen der neapolitanischen Regierung nach Neapel reisen, wo gerade ein Observatorium neu gegründet worden war.

Zu dieser Zeit regierte der von Napoleon eingesetzte General Joachim Murat als König von Neapel, obwohl Napoleon selbst bereits nach Elba verbannt worden war. Murat, der mehrfach die Seiten wechselte, war immer darauf bedacht, keinen Kontakt zu Napoleon erkennen zu lassen. Andernfalls wäre er bei der „Heiligen Allianz“, dem Bündnis Russlands, Österreichs und Preußens gegen Napoleon, schnell in Verdacht geraten, ein Verräter zu sein. Deshalb sollten auch seine Schiffe keinesfalls auf der Napoleon-Insel Elba landen.

Doch eben dort, vor der Küste Elbas und auf einer Kriegskorvette des Königs von Neapel, gerieten Zach und die Herzogin in einen schweren Sturm …

Der Astronom Zach hat seine Erlebnisse mit eigener Feder festgehalten, in einem Brief an seinen langjährigen Freund und Kollegen, den Direktor der Mailänder Sternwarte Graf Barnaba Oriani.


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mare No. 44

No. 44Juni / Juli 2004

Von Peter Brosche

Peter Brosche ist Professor für Astronomie an der Universitätssternwarte Bonn. Unter Mitwirkung von James Caplan und Gerhard Frey übersetzte er Zachs Brief aus dem Französischen. Für die Einsicht in das Original dankt er den Archivaren des Brera-Observatoriums in Mailand. Brosches Buch Der Astronom der Herzogin. Leben und Werk von Franz Xaver von Zach erschien 2001 im Verlag Harri Deutsch.

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Vita Peter Brosche ist Professor für Astronomie an der Universitätssternwarte Bonn. Unter Mitwirkung von James Caplan und Gerhard Frey übersetzte er Zachs Brief aus dem Französischen. Für die Einsicht in das Original dankt er den Archivaren des Brera-Observatoriums in Mailand. Brosches Buch Der Astronom der Herzogin. Leben und Werk von Franz Xaver von Zach erschien 2001 im Verlag Harri Deutsch.
Person Von Peter Brosche
Vita Peter Brosche ist Professor für Astronomie an der Universitätssternwarte Bonn. Unter Mitwirkung von James Caplan und Gerhard Frey übersetzte er Zachs Brief aus dem Französischen. Für die Einsicht in das Original dankt er den Archivaren des Brera-Observatoriums in Mailand. Brosches Buch Der Astronom der Herzogin. Leben und Werk von Franz Xaver von Zach erschien 2001 im Verlag Harri Deutsch.
Person Von Peter Brosche