Das runde Etwas an der Mütze

Ulkig und ein wenig rätselhaft: Wie kommt der Pompom an die Mütze der Seefahrer und Schlittenfahrer?­

Vor lauter Bedeutung wird einem ganz warm ums Herz und am Kopf sowieso. Egal, wie die Kopfbedeckung genannt wird – Bommelmütze, Pudelmütze, Strickmütze, Plümmelmütze, Pudelhaube, bomelmots oder bobble hat und pom-pom cap –: Einmal aufgesetzt, gewährt sie Schutz und Behaglichkeit. Ein bisschen wie rausgehen, ohne das Heim zu verlassen. Oder die Heizung für Haupt und Nacken, wenn es gilt, den Widrigkeiten von Wind und Wetter zu trotzen. Längst haben Frauen den Männern die Pudelmütze entführt. Sie ist außerhalb der Arbeitszeit optimistisch und sinnenfroh, ein Signal für Vergnügen, für Spiel. Auf hoher See leistet die Bommelmütze außerdem einen über­raschenden Sicherheitsdienst und zeigt so, dass auch im verspielten Accessoire noch blanker Nutzen stecken kann.

Dabei ist die Bommelmütze ziemlich vielseitig und wandelbar. Sie ist meereserfahren, ihre Arbeitervergangenheit wird an den Küsten in Würde hochgehalten. Strenge Eltern ziehen die Mütze den Kindern über den Kopf, damit sie sich nicht erkälten. Die Pudelmütze stand einmal für verirrten Späthippiekitsch und zugleich für wissenschaftliche Nerds, denen es egal war, was sie trugen, wenn sie sich Gedanken über den genauen Lauf des Universums machten. Diese Niedlichkeit wird gern ausgestellt. Models nutzen sie für dekorative Spaziergänge, um mit den harschen Realitäten des Winters zu kokettieren, danach aber flink ins Café zu grünem Tee zu schreiten. 

Die Mütze ist heute wie ehedem bei Fischern und Seemännern gleichermaßen beliebt. Wer aufs Meer hinausfährt, trägt sie, ob im Kutter, auf dem Segelboot oder auf dem Containerschiff. Die Ursprünge liegen im Ungewissen, einige Historiker verweisen auf die Bronzestatue des Wikingergotts Freyr, die 1904 in Schweden gefunden wurde. Die nur wenige Zentimeter große Figur, entstanden etwa um das Jahr 1000, trägt eine spitze Mütze mit einer Kugel darauf. Sehr lange her. Aber das runde Etwas an der Mützenspitze, das man im Deutschen fehlerfrei sowohl der Bommel als auch die Bommel nennen kann, hat seine bestimmende Ausprägung wohl im 19. Jahrhundert auf Schiffen erfahren. 

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mare No. 155

mare No. 155Dezember 2022 / Januar 2023

Von Holger Kreitling

Holger Kreitling, Jahrgang 1964, hat als Kind Bommelmütze getragen, dann lange nicht. Zuletzt legte er sich eine gestrickte Pudelmütze aus ­orangefarbener Wolle für Winterspaziergänge zu. Freilich lächeln seine ­erwachsenen Kinder darüber.

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Vita Holger Kreitling, Jahrgang 1964, hat als Kind Bommelmütze getragen, dann lange nicht. Zuletzt legte er sich eine gestrickte Pudelmütze aus ­orangefarbener Wolle für Winterspaziergänge zu. Freilich lächeln seine ­erwachsenen Kinder darüber.
Person Von Holger Kreitling
Vita Holger Kreitling, Jahrgang 1964, hat als Kind Bommelmütze getragen, dann lange nicht. Zuletzt legte er sich eine gestrickte Pudelmütze aus ­orangefarbener Wolle für Winterspaziergänge zu. Freilich lächeln seine ­erwachsenen Kinder darüber.
Person Von Holger Kreitling