14 Jahre später ist der Rechtsstreit beendet und die unzensierte Originalfassung von Meere erstmals wieder erhältlich.
Der Roman von Alban Nikolai Herbst erzählt von der Liebe eines ungleichen Paars: vom Maler Fichte alias Julian v. Kalkreuth, dem die Nazi-Bürde seines Namens nichts anderes übrig lässt, als sich neu zu erfinden, und von Irene Adhanari, einer jungen indischstämmigen Deutschen. Ein Buch der provozierenden Grenzüberschreitungen zwischen Körpern, zwischen Kunst und Leben, Land und Meer. Eine Amour fou zwischen Berlin, Sizilien und Polen. Ein literarischer Amoklauf gegen die billigen Kompromisse, vermeintlichen Gewissheiten und bequemen Lebenslügen der Gegenwart.
Im September 2003 wurde es Alban Nikolai Herbst per einstweiliger Verfügung und unter Androhung einer Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro verboten, aus seinem Roman vorzulesen. Es hatte sich jemand durch das Buch in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt gesehen. Im selben Monat wurde dem Verlag vom Landesgericht Berlin der weitere Verkauf und jede Werbung für den Roman untersagt. Der mareverlag legte gegen die einstweiligen Verfügungen Widerspruch ein. Doch Meere blieb gerichtlich verboten. Ausschließlich eine zensierte Ausgabe durfte weiterhin verkauft werden.
Alban Nikolai Herbst, geboren 1955, ist mehrfach ausgezeichneter Autor von bislang rund 30 Romanen, Erzähl- und Gedichtbänden, sowie poetischer Hörstücke, die er für den Rundfunk meist selbst inszeniert. Zuletzt schloss er 2013 mit Argo seine monumentale Anderswelt-Trilogie ab. Bei mare erschien vierzehn Jahre zuvor sein umstrittener Roman »Meere«.