Fremd Gehen

190 Seiten
ISBN: 978-3-936384-01-7
Erscheinungsdatum: 01.09.02
18,00 €
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„Kein atemberaubendes Doppelstudium, kein bemerkenswerter Familienhintergrund – aber das zur Zeit interessanteste Erzähltalent.“ Frankfurter Rundschau

Am Anfang steht ein Mord. Daniel Stillmann, Student im siebten Semester der Mathematikwissenschaft, mag keine Probleme, für die es genau zwei einander widersprechende Lösungen gibt – weder in seinen Gleichungen noch im Leben. Als er Zeuge eines Verbrechens an der Kreuzberger Admiralsbrücke wird, lässt ihn die kalte Logik seiner Formeln im Stich. Er steht vor einer großen Unbekannten, gerät in eine Spirale der Angst und fürchtet immer mehr, die Geschichte eines anderen zu leben. Die Grenzen der Geschlechter erweisen sich als ebenso unzuverlässig wie die Naturgesetze von Raum und Zeit. Was ist real, was nur gespiegelt? Der alte Mann im Kapitänsmantel, der Ausflugsdampfer, von dessen Schiffsschraube die Leiche zerfetzt worden ist, die taz-Schlagzeile „ARM DRAN: OHR AB“? Antje Rávic Strubel entführt in Fremd Gehen in ein unbekanntes Berlin noir, an dessen Mauern Parolen wie „Mehr Hingabe!“ stehen, wo das Leben wie eine Loveparade betrieben wird und die DDR als fliegender Holländer stets präsent ist: „Man kennt sich da doch nicht mehr aus, hat er gesagt, wenn das Politbüro die eigenen Leute loswerden will, das ist ja nicht sein Problem gewesen, das Politbüro mit seinen Dritte-Reich-Vorstellungen vom Krieg, das sei dann eben einer weniger mit einer großen Klappe gewesen, hat ihn ja auch nicht viel gekostet, irgendwann kommt immer ein Sturm, sagt er, man muß nur ein bißchen warten, und ein Politmensch ist selbst schuld, wenn er steuerbord und backbord nicht auseinanderhalten kann.“

Antje Rávic Strubel

Antje Rávic Strubel, Jahrgang 1974, lebt in Berlin. Nach einer Buchhandelslehre studierte sie Amerikanistik und Literaturwissenschaft in Potsdam und New York, wo sie als Beleuchterin an einem Off-Theater arbeitete. Bei den Klagenfurter Tagen der Deutschen Literatur wurde sie mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet.

Antje Rávic Strubel