In einem Haus an einem Fjord liegt Signe, eine alte Frau, auf einer Bank und sieht sich selbst als junge Frau durch die Räume gehen. Sie sieht sich am Fenster stehen und auf das Wasser blicken. Sie sieht ihren Mann Asle, den es in seinem kleinen Boot immer wieder auf den Fjord hinauszog, bis er eines Tages nicht zurückkehrte. In dem alten Haus, das erfüllt ist von den Stimmen seiner ehemaligen Bewohner, traumwandelt Signe durch die Vergangenheit und begegnet den vorangegangenen Generationen der Familie – bis zurück zu Asles Ururgroßmutter Alise, die in der Nacht am Ufer ein Feuer hütet. Denn schon damals hatte es einen gegeben, der nie mehr vom Fjord zurückkam.
»Alltägliche Situationen, die wir in unserem eigenen Leben sofort wiedererkennen. In seiner radikalen Reduktion von Sprache und dramatischer Handlung gibt Jon Fosse dem Unsagbaren eine Stimme.«
Aus der Jurybegründung für den Literaturnobelpreis 2023
„Fosses Novelle ist zugleich moderner Lesestoff und ein archaisches Stück für einen Sänger oder eine Sängerin.“
Süddeutsche Zeitung
„Als Perle einer auf ewig verbundenen Kette von Generationen versteht Fosse jeden Einzelnen, baut archetypisch schicksalsverwandte Figurenreihen auf, als wolle er Unentrinnbarkeit demonstrieren.“
taz
„Eine wortkarge und rhythmische, durch Variationen poetisch aufgeladene Sprache ist Fosses Gütesiegel und Markenzeichen. Beschwörende, quälende Wiederholungen sind ein Stilmittel seiner Prosa. Es ist eine hochartifizielle und zugleich minimalistische Sprache, die das große Schweigen, das mangelnde Artikulationsvermögen der Figuren überdeck und bannt.
Und vielleicht ist, wie oft im Leben, das Ungesagte wichtiger als das, was gesagt wird.“
Neue Zürcher Zeitung
„Jon Fosse ist ein Hypnotiseur, der durch das Gleichmaß der Bewegung und den Gleichklang der Worte betört, und das macht er meisterhaft.“
Berliner Zeitung
„Ich empfehle dieses Buch als Einstieg in Jon Fosses Werk. Hier sind all seine großen Themen enthalten. Das ist ganz große Weltliteratur.“
SWR 2
„Dies Werk wird man in hundert Jahren noch lesen.“
Westdeutsche Zeitung
„Jon Fosse bürgt für flirrende Poesie mit Sogkraft.“
„Fosse, der auch Dramen schreibt, hat hier wieder spröde Emotionen bersten lassen, die Splitter neu, bizarr und kunstvoll geordnet und ein eigentümlich kühl-herzliches Lesevergnügen geschaffen.“
Münchner Merkur
„Die Zeit – ein Konstrukt. Das Leben – ein ewiger Kreislauf. Eigenwilliger und eindringlicher als Jon Fosse macht uns das kein Autor von heute bewusst.“
Südwest Presse
„»Das ist Alise« ist ein großartiger Prosatext des Norwegers Jon Fosse, dem bedeutendsten europäischen Dramatikers der Gegenwart.“
Salzburger Nachrichten
„Jon Fosse ist ein Meister darin, verschüttete seelische Zustände ans Licht zu holen.“
Jon Fosse, 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und am Hardangerfjord aufgewachsen, gilt mit seinem vielfach ausgezeichneten und in über 40 Sprachen übersetzten literarischen Werk als einer der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit. Seine mehr als 30 Theaterstücke werden weltweit aufgeführt. Er lebt heute in der »Grotte«, einer Ehrenwohnung des norwegischen Staates am Osloer Schlosspark, in Frekhaug bei Bergen und in der niederösterreichischen Gemeinde Hainburg an der Donau. 2023 erhielt Jon Fosse den Nobelpreis für Literatur.
Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959 in Berlin, übersetzt aus dem Norwegischen, Französischen und Italienischen. Zu den von ihm ins Deutsche übertragenen Autoren zählen Louis-Ferdinand Céline, Jean Echenoz, Tomas Espedal, Henrik Ibsen, Édouard Louis und Tarjei Vesaas. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Jane Scatcherd-Preis, dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds, dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW (zusammen mit Frank Heibert) und dem Königlich Norwegischen Verdienstorden.