Liebe Leserin, lieber Leser,
es dunkelte schon, als der Zug aus Paris an einem warmen Augustabend 1978 in den Bahnhof von Marseille einfuhr. Ich plante, für ein paar Tage gemeinsam mit einem Freund diese aufregende Stadt am Mittelmeer zu erkunden. Wegen der späten Stunde war die Jugendherberge schon geschlossen, und wir kamen in einem kleinen Hotel
in der Nähe des Bahnhofs unter. Erst als wir am übernächsten Morgen wieder als einzige Gäste in der kleinen Küche frühstückten, wurden wir von der belustigten Wirtin aufgeklärt, dass wir in einem Stundenhotel übernachtet hatten. In den Straßen setzte sich das Abenteuer fort. Die alten Männer dagegen, die unter dem satten Grün der Platanen stundenlang Pétanque spielten, wirkten so beruhigend wie die Fischerboote, die im Alten Hafen dümpelten. Was für eine schillernde Stadt.
Marseilles Widersprüche gruben sich tief in meine Erinnerung ein. Und als wir den vorliegenden Titel planten, stellte ich fest, dass sich die Stadt in ihrem eigentlichen Wesen nicht verändert hatte. Vielmehr manifestieren sich die Kontraste dieser spannungsgeladenen Metropole am Mittelmeer heute stärker denn je (Seite 66).
In dieser Ausgabe finden Sie eine Premiere: Wir drucken die Einleitung des Buchs eines fremden Verlags – aus der Überzeugung heraus, dass dieses Werk in gewisser Weise die DNA von mare darstellt. Nie habe ich kenntnisreicher und lebendiger über die Liebe Thomas Manns zum Meer und dessen Bedeutung in seinem Werk gelesen. Dem Autor Volker Weidermann ist etwas ganz Wunderbares und Seltenes gelungen. Nachdem man glaubte, über diesen Schriftsteller und seine Familie sei schon alles geschrieben worden, zeigt Weidermann, dass das Meer die eigentliche Hingabe und Inspiration im Leben Thomas Manns war. Das ist für mich, mit der persönlichen Beziehung zu dessen Tochter Elisabeth Mann Borgese, und für mare, mit dem besonderen Blick über und durch das Meer auf die Welt, ein herausragendes Werk, in das wir mit diesem Auszug einen Einblick gewähren (Seite 46).
Kurz vor Druck dieser Ausgabe erreichte uns noch die traurige Nachricht, dass der bedeutendste deutsche Segler aller Zeiten, Wilfried Erdmann, im Alter von 83 Jahren verstorben ist. In der nächsten Ausgabe werden wir uns von ihm verabschieden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere
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