Liebe Leserin, lieber Leser,
in einer kühlen Oktoberwoche 1990 besuchten meine damalige Freundin und ich das frisch zugängliche Mecklenburg-Vorpommern. Wegen unserer schlechten Planung und rarer Hotels blieb es auf Rügen bei zwei Übernachtungen. Wir schliefen im Wagen auf einem komplett leeren Campingplatz, mit einer Flasche Bier als Frühstück. Und eine weitere Nacht verbrachten wir im ehemaligen Seemannsheim in Sassnitz, mit beeindruckenden Gemeinschaftsduschen im Keller, die mir wie ein Schwarz-Weiß-Bild in Erinnerung geblieben sind.
So vieles hat sich auf Rügen in den vergangenen 30 Jahren verändert, aber bei den beiden wichtigsten Punkten der Insel nichts: die Schönheit der Natur und die Kreide, auf der alles basiert.
Wenn Maik Brandenburg – der sein Rügen dermaßen hingebungsvoll liebt, dass die Redaktion es nie gewagt hätte, einen Titel über die Insel ohne einen Text von ihm zu publizieren – selbst Maulwurfshügel als weiß beschreibt, dann spätestens wird deutlich, dass die Rügener Kreide das bestimmende Element der Insel ist. Die kongenialen Bilder Robert Voits unterstreichen dies und zeigen darüber hinaus die Vielfalt und, ja, die Feinheit der Natur. Wie allein schon die lichten Buchenwälder entlang der Küste in ihrer Eleganz erstrahlen! (Seite 40).
Holger Teschke, der seine Heimat Rügen nicht weniger verehrt, entdeckte nicht nur die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien Volkmar Herres aus der Mitte des letzten Jahrhunderts vom Mönchgut, sondern er erinnert sich auch seiner Kindheit auf dieser kleinen Halbinsel in Rügens Südosten. Text und Bild entführen in eine Welt jenseits aller romantischen Klischees, selbst wenn Caspar David Friedrich auf dem Mönchgut seine Vor-Bilder fand (Seite 56).
Nur wenige Monate im Rügener Sommer reichten aus, um Judka Strittmatters Leben zu ändern. Als sie dort im „Rosencafé“ kellnerte, fand sie in ihrer Freizeit ein neues Gefühl, eine neue Sehnsucht jenseits aller Ost-Tristesse. Nicht nur die scheinbar unbegrenzte, fast autonome Lebensweise einiger Insulaner, sondern auch die befreiende Natur trug dazu bei. Ihrer Erinnerung nach riecht Libertät nach Kiefernnadeln, heißem Sand und Meerluft. Diese Eindrücke Rügens wurden zum Ausgangspunkt für ihren Weg in den Westen (Seite 68).
Rügen verzaubert. Ich besuchte in den letzten 30 Jahren Rügen wiederholt, und ich hoffe, wir begeistern mit dieser Ausgabe auch Sie für die weiße Insel im Norden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nikolaus Gelpke
Ihre mare-Hotline in die unerforschten Weiten und Tiefen der Meere
Die Marschen des Mississippideltas, fünfmal so groß wie das Saarland, sinken jedes Jahr um 1,5 Zentimeter. Sind sie noch zu retten?
Libysche Milizen nahmen sizilianische Fischer gefangen, die in internationalen Gewässern vor Libyen legal Garnelen fingen. Ihre Familien zu Hause bangten monatelang um die Männer
Was unterscheidet das Leben auf einer Insel von dem auf dem Festland? Vor allem unsere Fantasie von Inseln als Orte der Utopie
Die schneeweißen Felsen von Rügen sind Erbe eines Jahrmillionen alten Meers. Ihre Kreide schaffte es bis in die Hochkultur
Die Halbinsel Mönchgut nimmt einen besonderen Rang auf Rügen ein. In der Abgeschiedenheit blühten eigenartige Riten und Mythen unter den Fischern. Ein Fotograf dokumentierte ihr Leben
Der Hornhecht mit seinen spinatgrünen Gräten ist Rügens typischer Speisefisch. Unser Autor, ein Rüganer, kennt sich damit aus
Während eines Aufenthalts auf Rügen zwei Jahre vor der Wende regte sich im Herzen unserer Autorin der Aufruhr gegen das Eingesperrtsein in der DDR
Manche Spirituose geht mit Frachtern auf Seereise. Das Schaukeln der Fässer hat durchaus positive Auswirkungen auf den Inhalt
Dänemark baut vor Jütlands Nordseeküste eine künstliche Insel. Auf ihr soll Windstrom für Millionen Haushalte geerntet werden
Das australische Paar Elayna Carausu und Riley Whitelum segelt seit sieben Jahren auf der „La Vagabonde“ um die Welt – und hat es mit seinen Videoblogs zu 1,6 Millionen Abonnenten gebracht.
Unser Kolumnist reiste als Jugendlicher achtmal nach Hooge. Jetzt, nach 30 Jahren, erkundet er die Hallig erneut, als Erwachsener, als Stadtmensch, mit tausend Fragen im Gepäck. Heute macht er sich Gedanken über die neue Pastorin
Weit weg vom Strand, tief im Hinterland: Das BikiniARTmuseum in Bad Rappenau feiert die winzige Textilie, die vor 75 Jahren die Welt erregte
1977 fuhr Fotograf Raymond Depardon zum ersten Mal zu Venedigs psychiatrischen Anstalten auf San Servolo. Fortan dokumentierte er Tristesse und Hoffnungslosigkeit der Insassen. Seine Bilder rüttelten Öffentlichkeit und Politik auf, das Leid zu beenden
Quallen haben ein Imageproblem unter Badenden. Und selbst die Meeresbiologie hat die glibberigen Tiere bisher weitgehend unterschätzt. Nun beginnt sie mit der Rehabilitation des „gelatinösen Planktons“
Nicht selten tauchen Spezies von Tieren auf, die als ausgestorben galten. Solche „Lazarusarten“ sind Glücksfälle für die Wissenschaft. Sie schließen Lücken der Taxonomie und helfen, den Genpool möglichst groß zu halten