mare No. 96
Liebe Leserin, lieber Leser,
bald wird das Eis des Nordmeers während unseres Sommers geschmolzen sein und noch später auch im Winter. Die Klimaerwärmung scheint unaufhaltsam ein Meer freizulegen, das bisher als großer, dicker Eispanzer wahrgenommen wurde. Nichts wird mehr erinnern an die Taten der Entdecker. Nichts an ihren Ehrgeiz, ihren Mut, ihre Visionen, ihr Leiden. Keine Spuren verwehen dann noch im arktischen Eis, keine Fahne flattert mehr an dem umstrittenen Punkt, um den sich alles dreht, nicht nur die Erde, auch unsere Gedanken. Und seit Neuestem auch unsere Wirtschaft.
In dieser Ausgabe berichten wir von Männern, die in eine weiße Wüste auszogen, um unter größten Gefahren, zuerst mit Schiffen durchs Packeis, später mit Schlitten zu Fuß oder per Luftfahrzeug, den Nordpol zu erreichen. Damals gab es noch diesen schwierig berechenbaren Punkt im Eis, den es zu erreichen galt. Doch schon heute drehen sich die Nachrichten nicht mehr um Helden, sondern um internationale Konsortien der Öl- und Gasindustrie.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Nikolaus Gelpke

Die mare-Reportage

Die Strandboxer von Bukom
Ein ärmliches Fischerviertel in der ghanaischen Hauptstadt Accra ist ein Zentrum des Boxsports. Und das gilt nicht nur für Afrika. Hunderte boxende Fischer bilden in den Hütten am Strand von Bukom den Kern einer Sportlerszene, die immer wieder Weltklasseathleten mit Millionenbörsen hervorbringt.
Politik

Ein kapitaler Irrweg
Der weltweite, aktienfinanzierte Merkantilismus hat den Ursprung im Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Die Handelsgesellschaft VOC, die Schiffe voller Gewürze und Preziosen aus Fernost nach Europa brachte, war der erste Global Player nach heutigem Maßstab, mit fantastischen Gewinnen – und einem unrühmlichen Ende.

Essay: Treibgut, selig und fahl
Was hatte das Mittelmeer einst einen Klang in unseren Ohren: ein Sehnsuchtsort voller Glücksverheißung, ein friedliches Arkadien, in dem Ziegenmilch und Pinienhonig flossen. Und heute?
Leben

LF Siggi, bitte kommen!
Die griechische Ägäisinsel Ikaria leidet seit Jahren unter einer miserabel ausgerüsteten Feuerwehr, die Bewohner stehen den allsommerlichen Waldbränden hilflos gegenüber. Jetzt kommt Rettung in Form eines bestens ausgestatteten Feuerwehrwagens – aus Bremen und mit der Hilfe von mare. .

Kombüse: Petersburger Stintomanie
Anderswo rümpft man die Nase über den Fisch, aber den Petersburgern gilt er als kostbarer Silberschatz. Korjuschka heißt er hier und ist das Leibgericht der meisten in der Ostseemetropole.
Wissenschaft -Titel Nordpol

Die Magie der Ödnis
Eine wüste Stelle im ewigen Eis, ein geografischer Punkt ohne besondere landschaftliche Merkmale – und doch ein umkämpfter, ein mythischer Ort. Wie nur wenige weiße Flecken auf der Welt war der Nordpol das Ziel von ehrgeizigen Entdeckern, ehrlosen Hasardeuren und adrenalinsüchtigen Abenteurern.

Untergrundkämpfer
Viel umstritten, hart umkämpft ist der Arktische Ozean rund um den Nordpol – vor allem wegen der Rohstoffe, die im Meeresboden vermutet werden, aber auch wegen der Nutzung neuer Seewege, die das schmelzende Eis zunehmend befahrbar macht.
Kultur

Die neuen Abenteuer des Thor Heyerdahl
Ein neuer Spielfilm zeichnet das norwegischen Nationalheiligtum und seine Fahrt auf einem selbst gebauten Balsaholzfloß von Peru nach Polynesien im Hollywoodstil nach.

Nach der Katastrophe
Der Künstler Thomas Wrede baut in akribischer Arbeit im Wattenmeer Miniaturen von tsunamiüberschwemmten Dörfern, die er auf großformatigen Fotografien verewigt.
Wirtschaft

Der Turmbau zu Batumi
Der Bauboom in der georgischen Schwarzmeermetropole wird zum Sinnbild einer westlich orientierten Politik.

Ein Mann am Boden
Vom Vorzeigeunternehmer zum Bankrotteur: 20 Jahre lebte der Bremer Reeder Niels Stolberg auf der Erfolgsspur, heute sucht er nach neuen Zielen – geläutert, aber ohne Sentimentalität.