mare No. 129
Liebe Leserin, lieber Leser,
hinter Gibraltar war die Welt zu Ende. „Non plus ultra“, „Nicht mehr weiter“, soll Herakles dort an seine Säulen geschrieben haben. Dahinter begann das Dunkelmeer, wo ewige Nacht herrschte und jedes Schiff verloren war. Die Menschen standen an der portugiesischen Küste, blickten westwärts und erschauderten jahrhundertelang bei der Vorstellung, über den Horizont hinaus zu segeln. Sie wussten nicht, was dort auf sie wartete. Sie konnten es nur vermuten, der Glaube bestimmte ihr Denken. Und die Seekarten zeigten das Mittelmeer im Zentrum. Es war wörtlich und geografisch die Mitte des Bewussten, des Lebens.
Dann kam das Jahr 1492. Kolumbus überquerte den Atlantik und berichtete nach seiner Rückkehr von der Realität. 1507, nur 15 Jahre später, veröffentlichte der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller seine berühmte Weltkarte – mit der östlichen Küstenlinie Amerikas und mit Ahnungen der Westküste der Landenge bei Panama. Und wieder nur 35 Jahre darauf, 1542, segelte der Portugiese Juan Cabrillo bereits Amerikas Westküste hinauf bis nach Kalifornien. Einen historischen Wimpernschlag nach der Sichtung Amerikas endete somit der Glaube, die Mythen starben und das Wissen begann.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Nikolaus Gelpke

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